Virologe Christian Drosten täuschte mit seiner Corona-Studie die Öffentlichkeit - schrieb die BILD. Es folgte ein medialer Shitstorm. Doch jetzt legt das Blatt nach. - Auch Rechtsmediziner Püschel kritisiert Panik-Medien: Corona-Tote hatten ohne Ausnahme schwerwiegende Vorerkrankungen.
Deutschlands "Star-Virologe" ist erzürnt. Die BILD schießt gegen ihn, wirft ihm Manipulation von Studien vor. Panikmache mit falschen Zahlen. Es folgte ein Aufbäumen in den Medien, die Presse verteidigte Drosten und seine Studie - oft ohne den Inhalt überhaupt zu kennen.
Die in der BILD genannten Beispiele kritischer Stimmen bezeichnet Drosten als "Zitatfetzen von Wissenschaftlern ohne Zusammenhang." Der Mainstream springt dem Virologen bei und die kritischen Gegenstimmen rudern plötzlich auffällig aufgeregt zurück, widerrufen.
Ein von BILD zitierter Wissenschaftler, Prof. Jörg Stoye sagte gar im SPIEGEL in Bezug auf eine von ihm formulierte öffentliche Kritik an Drosten:
"Ich habe den Text auf der Plattform Arxiv.org veröffentlicht, normalerweise schaut dort kein Nichtwissenschaftler hin. Hätte ich gewusst, dass "Bild" diesen Satz liest, hätte ich ihn bestimmt nicht geschrieben."
BILD-Chefredakteur Julian Reichelt kontert auf Twitter:
"Übersetzt: Ich hätte nicht die Wahrheit gesagt, wenn ich gewusst hätte, dass sie rauskommt."
Auch alle anderen sprangen auf den Zug auf und tadelten die Veröffentlichung in der BILD und kritisierten nicht etwa die Drosten-Studie.
Doch nun legt Bild nach in einem neuen Artikel mit der Überschrift:
„Wir empfehlen, den Fehler einzugestehen und die Studie zurückzuziehen“
Das Blatt präsentiert den renommierten Cambridge Professor Sir David Spiegelhalter und Kevin McConvay, früherer Statistik-Professor der Open University sowie Vize-Präsident der Royal Statistical Society. Auch diese Experten sehen erhebliche Mängel an der Studie.
Nach einer Analyse des Drosten-Papiers fordern sie von der Charité: „Wir empfehlen, die Fehler anzuerkennen und die Studie zurückzuziehen.“
Spiegelhalter und McConvay gelten als Koryphäen in ihrer Disziplin, finden international Gehör. In einem ausführlichen Beitrag üben sie harte Kritik an der Drosten-Studie: „Wir zeigen, wie eine unangemessene statistische Analyse zu den ungerechtfertigten Schlussfolgerungen der Autoren führten.“ Auf BILD-Anfrage heißt es von Professor Spiegelhalter, er habe dem „nichts hinzuzufügen“.
Dies bedeute „im Wesentlichen“, dass die Drosten-Forscher „trotz anfänglicher Feststellung eines statistisch signifikanten Unterschieds zwischen Untergruppen diesen durch viele zusätzliche und uninteressante Vergleiche verschwinden ließen“.
Dabei sei die Ansteckungsgefahr durch Kinder „angesichts der Wiedereröffnung von Schulen (...) eine entscheidende Frage“. Die britischen Professoren fordern, dass die Studie „von der Internet-Seite genommen und die unangemessene Analyse eingestanden wird“.
Rechtsmediziner Klaus Püschel kritisiert: „Alle denken: Killervirus!“
Der Hamburger Rechtsmediziner Klaus Püschel ärgert sich über die öffentlichen Corona-Diskussionen. „Wir als Gesellschaft stellen diese Toten gerade derart in den Mittelpunkt, dass alle Angst bekommen. Alle denken: Killervirus!, sie lesen die nackten Zahlen, über 8000 Tote, und denken: Als Nächstes bin ich dran“, sagt er im Gespräch mit den monatlich erscheinenden Hamburg-Seiten der ZEIT.
Besonders stört ihn, wie mit Senioren umgegangen wird. „Alte Menschen brauchen ihre Familie. Direkt an ihrem Bett, anwesend, gerade die Schwerkranken!“ Gleichzeitig betont Püschel, dass in seinen Augen der Schutz der Alten nicht über den Belangen der anderen stünde. „Das muss man in die richtige Relation setzen. Auch medizinisch ist es zweifelhaft, jeden retten zu wollen.“
Corona-Tote hatten ohne Ausnahme schwerwiegende Vorerkrankungen
Püschel hat bislang alle gut 200 Hamburger Toten, die mit Sars-CoV-2 infiziert sind, obduziert. Ohne Ausnahme hätten sie schwerwiegende Vorerkrankungen gehabt, die ihre Lebenserwartung stark eingeschränkt hätten, betont der Mediziner.
Für seine Aussage „Die waren reif“, die er zuvor getätigt hatte, entschuldigt er sich im Gespräch mit der ZEIT. „Ich bereue, dass sich einige Menschen von mir verächtlich behandelt fühlten, das würde ich jetzt anders sagen. Einige haben mir geschrieben, ich wäre auf ihre Nöte überhaupt nicht eingegangen und hätte das menschliche Leben im Alter oberflächlich beurteilt. Das bedauere ich und sage, dass ich keinen Unterschied mache zwischen alten und jungen Leben.“
Der Rechtsmediziner wünscht sich, dass in der Corona-Debatte auch die positiven Dinge mehr Beachtung finden: „Wenn dieses Virus in ein Pflegeheim mit sehr alten, sehr kranken Menschen kommt, dann gibt es Tote, ja. Aber selbst dort überleben die meisten. Mich stört: Nur die schlimme Seite wird erzählt, nicht, wie es gut ausgehen kann.“
Der 68-Jährige, der im Oktober in den Ruhestand gehen wird, plädiert für einen selbstbestimmten Umgang mit dem Risiko. „Rational wäre, die Pandemie einfach einzuordnen unter die vielen Gefahren und Krankheiten, die es auf der Welt und im Leben gibt. Ich sehe bei mir im Institut immer wieder Menschen liegen, die für sich ganz bewusst große Risiken akzeptiert haben. Als Raucher, beim Essen, beim Sex. Sollen sie doch, solange sie damit niemand anderen gefährden. Leben wir unser Leben, solange wir es haben.“
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