Ex-Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) hat Microsoft-Gründer Bill Gates gegen Angriffe von Impfgegnern und Verschwörungstheoretikern verteidigt.
Das Ehepaar Bill und Melinda Gates habe mit seinem Geld wichtige internationale Impfkampagnen unterstützt, schreibt Wieczorek-Zeul in einem Gastbeitrag für das "Redaktionsnetzwerk Deutschland". Dieses Geld habe Millionen Menschen das Leben gerettet, "die jetzt tot wären – von den sozialen, ökonomischen und politischen Schockwellen ganz zu schweigen, die uns nicht erreicht haben, weil dieses Massensterben verhindert wurde".
Die Gates-Stiftung unterstütze vor allem den "Globalen Fonds gegen Aids, Tuberkulose und Malaria", der innerhalb weniger Jahre große Fortschritte bewirkt habe, unter anderem eine massive Preisreduktion und Qualitätssteigerung bei den dringend benötigten Tests und Medikamenten.
"Ohne diese Anstrengung wären mindestens 32 Millionen Menschen heute nicht mehr am Leben." Wieczorek-Zeul war von 1993 bis 2005 Vize-Chefin der SPD und von 1998 bis 2009 Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Sie ist Vizepräsidentin der "Freunde des Globalen Fonds Europa".
Bill Gates steht im Zentrum der Kritik von Gegnern der Corona-Maßnahmen und wird seit Wochen auf deren Demonstrationen und in sozialen Medien scharf angegriffen. Die Angriffe seien "unterirdische Unterstellungen, die gewissenlose Menschen in die Welt setzen", und "haltlosen Behauptungen" von "obskuren Internet-Seiten", so Wieczorek-Zeul.
"Bill und Melinda Gates haben ihr tägliches Schaffen und ihr persönliches Vermögen in den Dienst der Idee gestellt, dass der Geburtsort unserer Menschenkinder – Berlin oder Bangalore, Kinshasa oder Kyoto – keinen Einfluss mehr darauf haben sollte, welche Lebenschancen sie haben", schreibt die SPD-Politikerin. "Ganz ohne Zweifel" hätten ihre Initiativen bereits jetzt Hunderttausenden das Leben gerettet.
Man müsse nicht jedem ihrer Vorschläge zustimmen und könne eine Wirtschaftsordnung diskutieren, "die Multimilliardäre hervorbringt, während gleichzeitig Hunderte von Millionen nicht die einfachsten Dinge zum Leben haben", so Wieczorek-Zeul. Es sei jedoch merkwürdig, "dass nun ausgerechnet die Milliardäre sich rechtfertigen sollen, die sich tätig um eine enkelgerechte Zukunft bemühen, während andere weiter ihr bequemes Leben führen und ihr Geld in Raketenprogramme, Fußballvereine und Desinformation investieren".
Wer den Spruch "Gib Gates keine Chance" weiterverbreite, sei deshalb offensichtlich "enorm ignorant oder abgrundtief infam - vielleicht auch beides". Das Recht auf freie Meinungsäußerung müsse mit Anstand und Verantwortungsbewusstsein ausgeübt werden. "Sonst wird die Luft vergiftet, in der die besten Ideen für die Zukunft kommender Generationen atmen sollen."
Foto: Heidemarie Wieczorek-Zeul, über dts Nachrichtenagentur