USA liefern früheren Vize-Chef des Medellin-Kartells nach Deutschland aus. Stellt sich die Frage: Warum nach Deutschland und nicht Kolumbien? Wer zahlt jetzt die Zeche für Flug und Unterkunft?
Die USA haben einen der bekanntesten Drogenhändler der Welt, der jahrelang als rechte Hand Pablo Escobars und Vize-Chef des berüchtigten Medellin-Kartells fungierte, nach Deutschland ausgeliefert.
Nach SPIEGEL-Informationen kamen zwei US-Marshalls am Dienstagmorgen mit dem 70-jährigen Carlos Lehder Rivas per Linienflug aus New York in Frankfurt an und übergaben den Deutsch-Kolumbianer den deutschen Behörden.
Lehder, der in der Hochzeit seiner Dealer-Karriere „Crazy Charly“ genannt wurde, war jahrelang enger Partner des kolumbianischen Kokainkönigs Pablo Escobar. Gemeinsam mit ihm führte Lehder das sogenannte Medellin-Kartell, das in den Siebzigern und Achtzigern tonnenweise Kokain aus Kolumbien in die USA schmuggelte und damit Milliarden einnahm.
Lehder war 1987 in Kolumbien festgenommen und an die USA ausgeliefert worden. Dort verurteilte ein Richter den Dealer zu 134 Jahren Haft. Später kooperierte Lehder mit den Behörden und kam in ein Zeugenschutzprogramm. Sein Aufenthaltsort wurde geheimgehalten. Lehder ist Sohn eines Deutschen, deswegen stellte ihm die Deutsche Botschaft Anfang Juni einen temporären Reisepass für die Auslieferung aus.
Von den deutschen Behörden hat Lehder nichts zu befürchten, da er seine Strafe wegen Drogenhandel in den USA abgesessen hat und deswegen nicht erneut dafür vor Gericht gestellt werden kann. Der frühere Drogenhändler hat nach SPIEGEL-Informationen keinerlei Verwandtschaft in Deutschland und soll nun erstmal von einer gemeinnützigen Organisation betreut werden.
Die kriminelle Karriere Lehders war Gegenstand mehrerer erfolgreicher Filme und TV-Serien, besonders in der Netflix-Serie „Narcos“ ist er ein zentraler Charakter. Innerhalb des Kartells galt Lehder als rücksichtslos bei der Verfolgung von Verrätern, zudem war er als Verehrer Adolf Hitlers aber John Lennons bekannt.