Die Grünen fordern angesichts der Corona-Fälle im Fleischkonzern Tönnies eine Reduzierung der Fleischproduktion in Deutschland.
"Die Schließung des Tönnies-Schlachthofs zeigt die Verletzlichkeit eines durchgetakteten Systems, auch für die Schweinehalter", sagte Friedrich Ostendorff, Grünen-Sprecher für Agrarpolitik, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montagausgaben). "Die Schweinefleischerzeugung in Deutschland muss zurückgefahren werden."
Wichtig sei, dass die Beschäftigten auch in Corona-Zeiten sicher in den Schlachtbetrieben arbeiten könnten. "Dies geht nur unter Einhaltung von Abstandsregeln von mindestens 1,5 Metern – besser von zwei Metern", so Ostendorff. "Dies lässt sich aber nur durch geringere Produktionszahlen erreichen." Auch die Bauern müssten ihre Aufzuchtzahlen von Schweinen reduzieren.
"Wir brauchen eine Systemwende, die die Fleischproduktion widerstandsfähiger und nachhaltiger gestaltet." Nach Angaben der Interessensgemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) haben die rund 240.000 Schweinehalter in Folge der Schließung des Tönnies-Schlachthofs in Rheda-Wiedenbrück in der vergangenen Woche durch sinkende Schlachtpreise und zu spät abgelieferte Schweine rund 20 Millionen Euro verloren.
"Viele Bauern sind existenziell gefährdet", sagte der ISN-Marktreferent Matthias Quaing. "Der Druck auf die Schweinehalter wird täglich größer." Die Schweinehalter fürchten, dass die Coronakrise die Agrarstruktur massiv verändern werde. "Zum einen wegen der abnehmenden Wirtschaftlichkeit, aber auch wegen der schwindenden Akzeptanz in der Gesellschaft", so Quaing.
"Wir fürchten, dass viele Bauern durch die Coronakrise ihre Höfe aufgeben müssen, weil sie nicht mehr wirtschaftlich arbeiten können." Der Verband appelliert an den Landkreis Gütersloh, den Tönnies-Betrieb bald wieder zu öffnen. Einen Schweinefleisch-Engpass erwarten die Schweinehalter aber nicht.
"Aktuell werden immer noch 85 bis 90 Prozent aller Scheine geschlachtet – etwa 760.000 pro Woche", sagte Quaing. Vor Corona waren es 850.000 bis 900.000 pro Woche. "Fleisch ist genug da."
Foto: Fleisch und Wurst im Supermarkt, über dts Nachrichtenagentur