Angesichts der rasanten steigende Zahl von Coronainfektionen in Deutschland haben führende Politiker und Ökonomen vor einem weiteren Lockdown gewarnt.
"Einen zweiten Lockdown können wir uns nicht leisten. Das würde unsere Wirtschaft kaum verkraften und sich letztendlich auch negativ auf den Sozialstaat und seine Stabilität auswirken", sagte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstagausgaben).
Und weiter: "Hilfsmaßnahmen wie im jetzigen finanziellen Rahmen ließen sich wohl nicht wiederholen." Beim Aufflammen neuer Infektionsherde müsse "schnell, niederschwellig und differenziert auf lokaler Ebene" reagiert werden, forderte Haseloff.
"Wir dürfen bei der Einhaltung der Maßnahmen gegen das Virus nicht nachlässig werden. Nur dann können wir gemeinsam eine zweite Welle verhindern." Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm warnte vor einer langanhaltenden Wirtschaftsschwäche, sollte es zu einem weiteren Lockdown kommen.
"Für die Erholung der Wirtschaft ist es entscheidend, dass ein erneut dynamisches Infektionsgeschehen oder eine zweite Corona-Welle nicht mit Einschränkungen beantwortet wird, die die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aktivitäten in ihrer ganzen Breite treffen", sagte das Mitglied des Sachverständigenrats den Funke-Zeitungen. "Es muss vielmehr gelingen, regionales Infektionsgeschehen mit maßgeschneiderten Konzepten zur Pandemiebekämpfung und zum Gesundheitsschutz auch regional und zielgerichtet zu adressieren."
Sollte dies nicht gelingen, so Grimm, sei "mit einer deutlich länger anhaltenden Schwächephase zu rechnen". Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, Helmut Dedy, rief dazu auf, eine zweite Infektionswelle möglichst lange hinauszögern.
"Ein zweiter großer Lockdown für unser ganzes Land würde uns alle treffen und sicher zu einem weiteren Wirtschaftseinbruch führen. Deshalb muss alles getan werden, dass es so weit nicht kommt", sagte er den Funke-Zeitungen.
Aktuell bleibe es richtig, lokale Corona-Ausbrüche schnell und möglichst kleinräumig einzudämmen. Dabei müssten notwendige Schutzmaßnahmen und vor allem Bewegungseinschränkungen zeitlich und räumlich sehr eng begrenzt werden, so Dedy. "Diese Strategie müssen wir solange wie irgend möglich fortsetzen, um einen größeren Lockdown zu vermeiden, der ein ganzes Bundesland oder die ganze Republik erfasst."
Foto: Menschen mit Schutzmaske vor einem Krankenhaus, über dts Nachrichtenagentur