Angesichts steigender Corona-Infektionszahlen fordern die Grünen, bestehende Defizite an der Corona-Warn-App rasch zu beheben.
In einem als "Fünf Punkte für die Corona-App 2.0" bezeichneten Plan, über den das "Handelsblatt" (Montagausgabe) berichtet, schlagen sie zudem neue Funktionen für die Anwendung vor. "Die steigenden Infektionszahlen besorgen uns sehr, die Bundesregierung hätte längst handeln müssen", sagte Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt dem "Handelsblatt".
Die lange bekannten Defizite der App müssten jetzt "schnellstmöglich" behoben werden. Zu den "eklatanten" Mängeln der App zählt Fraktionsvize Konstantin von Notz etwa den Umstand, dass viele Labore bis heute nicht an das System angeschlossen seien und Testergebnisse in der App nicht abgebildet würden.
Außerdem seien die für einen tatsächlichen Nutzen der App benötigten Nutzerzahlen trotz massiver Werbekampagnen nicht erreicht worden. Göring-Eckardt nannte die Nachverfolgung von Kontakten einen "zentralen Baustein" beim Kampf gegen die Pandemie. "Die App könnte gerade jetzt helfen, mehr Schutz und Service zu bieten", sagte sie. "Darüber hinaus sollte die Bundesregierung konkrete Schritte unternehmen, um die Attraktivität der App zu erhöhen und mehr Nutzerinnen und Nutzer zu gewinnen." Die Grünen regen hierfür den Ausbau der App zu einem "Corona-Informationsportal" an.
"Es genügt nicht, auf die geltenden Verordnungen zu verweisen – es braucht eine redaktionelle, nutzerfreundliche Aufbereitung in verschiedenen Sprachen samt Grafiken", heißt es in dem Positionspapier der Fraktion. Außerdem schlagen sie eine Erweiterung der App um ein Kontakt-Tagebuch vor. Nicht jeder könne sich über Tage daran erinnern, wann und wo er mit anderen Menschen in Kontakt gekommen sei. Diese Informationen seien jedoch "essentiell", um Infektionsketten zu unterbrechen.
"In der App sollte daher eine Notizfunktion bereitgestellt werden, in der schlagwortartig Informationen, Standorte und Reiseverläufe als Gedächtnisstütze eingetragen werden können." Die Grünen wollen über die App auch den Zugang zu Tests bei einem erhöhtem Corona-Risiko erleichtern. "Die höchste Warnstufe der App muss den Zugang zu einer direkten Beratung einer Telefon-Hotline des öffentlichen Gesundheitsdienstes eröffnen, die soweit dieser erforderlich ist, auch zu einem kostenlosen Test berechtigt."
Um die Nutzung der App möglichst vielen Menschen zu ermöglichen plädieren die Grünen überdies dafür, ein ähnliches Angebot auch für Alternativen wie Armbänder und Schlüsselanhänger bereitzustellen. "Dabei ist es wichtig, dass wir nicht hinter die bei der App erfolgreich etablierten besten Datenschutz- und IT-Sicherheitsstandards zurückfallen", heißt es in dem Papier.
Foto: Smartphone-Nutzerin, über dts Nachrichtenagentur