Der Epidemiologe Markus Scholz von der Universität Leipzig hält eine Verlängerung der aktuellen Maßnahmen bis Weihnachten oder gar Silvester für "praktisch unumgänglich". Das sagte er dem Nachrichtenportal Watson. Scholz hatte bereits zu einem früheren Zeitpunkt Merkels Einschätzung geteilt, dass Deutschland bis Weihnachten 20.000 Corona-Neuinfektionen pro Tag erfahren könnte.
"Über mehrere Wochen fand ein über-exponentieller Anstieg statt, das heißt, die Verdopplungszeit nahm immer weiter ab – ein Verhalten, dass wir in der ersten Welle so nicht beobachtet hatten", sagt er nun gegenüber Watson.
"In diesem Sinne hat uns die Dynamik schon überrascht, und unsere Modelle, wie auch die anderer Arbeitsgruppen, hatten diesen Trend in der Tat unterschätzt." Eine längerfristige Vorhersage sei allerdings nach wie vor sehr schwierig und "mit großer Unsicherheit behaftet".
Dass Schulen während des Lockdowns geöffnet bleiben, schätzt Scholz angesichts des Infektionsgeschehens besonders kritisch ein. "Es kann angenommen werden, dass zumindest ältere Kinder die Infektion genauso übertragen wie Erwachsene", sagte er. Sie seien jedoch häufiger asymptomatisch.
"Inzwischen gibt es mehrere hundert Berichte von Corona-Fällen an Schulen. Schulen im Präsenzbetrieb sind im Prinzip tägliche Großveranstaltungen mit mehreren hundert Teilnehmern in sehr beengten Räumlichkeiten."
Foto: Polizei auf Weihnachtsmarkt, über dts Nachrichtenagentur