Schweden verzichtet bis heute fast gänzlich auf verbindliche Regeln. Stattdessen gibt es Handlungsempfehlungen. Die Fallzahlen sind deshalb trotzdem nicht übermässig angesprungen.
Ein entscheidender Unterschied fällt sofort im schwedischen Straßenbild sofort auf. Wer z.B. in Stockholm durch die Straßen geht oder ein Geschäft besucht sieht kaum jemand mit Maske. Auch in Verkehrsmitteln sieht man vereinzelt nur Menschen damit. Es scheint regelrecht tabu zu sein, eine Maske zu tragen.
Schweden verzichtet bis heute fast gänzlich auf verbindliche Regeln, sondern versucht, die Pandemie über Handlungsempfehlungen in den Griff zu bekommen: "Wenn Sie bestätigt mit COVID-19 infiziert sind, sollten Sie mindestens sieben Tage ab Ausbruch der Krankheit zu Hause bleiben", empfiehlt die Gesundheitsbehörde auf ihrer Webseite. Die Frage, ob man die Empfehlungen befolgen müsse, wird mit "Ja und Nein" beantwortet.
Die Behörde mit ihrem Staatsepidemiologen Anders Tegnell ist die Kommandozentrale der Pandemiebekämpfung; in Skandinavien üben derartige Fachabteilungen schon immer viel Einfluss auf die Politik aus.
Wie ganz Europa erlebt auch Schweden in diesen Wochen eine zweite Welle der Corona-Pandemie - am Mittwoch wurde mit 4497 ein neuer Höchstwert bei den täglichen Neuinfektionen registriert. An seinem inzwischen weltbekannten "schwedischen Sonderweg" der Pandemiebekämpfung hält das Land derweil unbeirrt fest. Die Philosophie dahinter: Wenn man an die Vernunft der Bevölkerung appelliert, statt sie zu Einschränkungen zu zwingen, sei die Akzeptanz dafür auf lange Sicht höher.
In der schwedischen Bevölkerung ist der Rückhalt für die Gesundheitsbehörde und den Staatsepidemiologen Tegnell ungebrochen.
Und so baut Schwedens Regierung mitten in der zweiten Welle der Pandemie weiter auf Freiwilligkeit. Am Freitag schrieb Ministerpräsident Löfven auf Facebook: "Bleiben Sie auf dem Laufenden und befolgen Sie die Ratschläge."
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der Deutschen Welle.