Ein Angeklagter hat als unschuldig zu gelten, bis seine Schuld bewiesen ist. Bei Merkels Impfschikane wird das Prinzip umgekehrt: »3G« mit den bald teuren Tests bedeutet: Du giltst als Infizierter, bis du das Gegenteil beweist – immer und immer wieder.
von Dushan Wegner
Eines der Grundprinzipien der demokratischen Denkweise ist, dass ein jeder als unschuldig gilt, bis ihm in einem ordentlichen, fairen Verfahren die Schuld nachgewiesen wurde.
»In dubio pro reo«, so lautet das Prinzip der Unschuldsvermutung auf Lateinisch, »im Zweifel für den Angeklagten«.
Auf dem anderen Ende des logischen (wie wohl auch moralischen) Spektrums stünde eine Schuldvermutung – und dem Angeklagten obliegt es dann, zu beweisen, dass etwas nicht der Fall ist.
Die Schuldvermutung hätte einst etwa so klingen können: »Du bist angeklagt, eine Hexe zu sein, und darauf steht der Tod – beweise uns also nach unserenMaßstäben, dass du keine Hexe bist!«
Nein, das klingt nicht logisch und gewiss nicht gerecht… womit wir natürlich bei einer brandaktuellen Nachricht wären.
Vielleicht tritt Merkel nun wirklich und endlich von der Berliner Bühne ab – selbst ihre Fanboys in Berliner Redaktionen scheinen eine gewisse »Ermattung« in ihren kalten Worten zu hören. Oder sie bleibt eben doch »Kanzlerin, so lange sie will« (Essay vom 3.4.2020), vielleicht nochmal 16 Jahre. Was auch immer die Zukunft bringen mag, tatsächlich scheint sie jetzt auf die letzten Tage dieser Wahlperiode uns nochmal so richtig zeigen zu wollen, was eine sozialistische Harke ist.
Am 26. August 2021 lesen wir, dass Merkel die »3-G-Regel« für Züge erklären will (ohne das Parlament, klar; siehe bild.de, 26.8.2021).
»3G«, das bezieht sich hier nicht auf einen Mobilfunkstandard, der in Zügen funktioniert oder auch nicht. »3G« meint hier: Nur Genesene, Geimpfte oder Getestete sollen Bahn fahren dürfen.
Das erste Problem mit dem »Getestete« ist ja, dass der Test spätestens nach der Wahl im September wohl viel Geld kosten wird. Neeeeeein, es gibt keine »Impfpflicht« – es wird nur richtig, richtig teuer für dich, am Leben teilzunehmen.
Ein Pendler, der sich nicht »impfen« lassen will, soll täglich einen für viele Bürger inzwischen kostenpflichtigen und teuren Test machen lassen – oder seinen Job aufgeben – oder sich gegen seinen eigentlichen Willen »impfen« lassen. Man zählt ganz offen darauf, dass die meisten Zug-Pendler brav einknicken werden.
Das zweite Problem ist, dass eine Impfung nicht langfristig vor dem Virus schützt, nicht vor der Erkrankung und nicht vor der Weitergabe. Sogar Karl »Panik« Lauterbach sagt es (@Karl_Lauterbach, 26.8.2021) – und zwar seit bald einem Jahr (@Karl_Lauterbach, 29.9.2020)!
Wenn Geimpfte nicht getestet werden müssen, gibt man damit offen zu, dass der Test zuerst eine Schikane ist (siehe auch Essay vom 12.8.2021: »Aus Impfangebot wird Impfschikane«), eine Strafmaßnahme mit nachgeschobenem medizinischen Zweck, die den Bürger in die Knie zwingen soll, sich das Zeug injizieren zu lassen, ob es etwas bringt oder nicht.
Jedoch, nehmen wir an, der Test nur für Ungeimpfte wäre tatsächlich sinnvoll. Und nehmen wir sogar an, dass der Test auch weiterhin kostenlos wäre, vielleicht weil etwa der Arbeitgeber die Kosten übernimmt.
Auch dann hätte »3G« noch immer ein großes ethisches Problem, eine sehrunappetitliche Parallele.
Bei Kafka heißt es:
Der Grundsatz, nach dem ich entscheide, ist: Die Schuld ist immer zweifellos. (Franz Kafka, in der Strafkolonie, via zeno.org)
In linken Kreisen pflegt man ja gern eben ähnlich kafkaeske Prinzipien. (Siehe dazu auch den etwas melancholischen Essay vom 30.8.2019: »Lächelt, Männer, wenigstens haben wir die Schau gestohlen!«)
Die Schuld des Gegners ist immer zweifellos. Der Gegner ist schuldig, bis er das Gegenteil beweist – was er wohlgemerkt nicht immer kann, weil nicht selten das Beschuldigtsein selbst als Schuldbeweis gilt (etwa wenn der Gegner beschuldigt wurde, ein Rechter oder ein Frauenfeind zu sein).
Das Prinzip der Schuld, bis der Angeklagte die Unschuld beweist, es wurde nun wohl auch von der Impfmaschinerie adaptiert.
»3G« bedeutet in der Praxis, dass du als infiziert giltst, bis du das Gegenteil beweist – wieder und wieder und wieder, bis du einknickst oder ganz generell aufgibst.
Dies ist die erste Pandemie der Menschheitsgeschichte, bei welcher die Menschen fortwährend daran erinnert werden müssen, dass eine Pandemie herrscht.
Ach, wenigstens verstellen sie sich kaum noch. Es soll keine Gesunden mehr geben. Ein »Gesunder« ist bloß noch ein »Infizierter bis zum Beweis des Gegenteils«.
Dieser Beitrag erschien zuerst auf dushanwegner.com. – Dushan Wegner (geb. 1974 in Tschechien, Mag. Philosophie 2008 in Köln) pendelt als Publizist zwischen Berlin, Bayern und den Kanaren. In seinem Buch „Relevante Strukturen“ erklärt Wegner, wie er ethische Vorhersagen trifft und warum Glück immer Ordnung braucht.
Dushan Wegner verstehen: