Die Ereignisse im Osten überschlagen sich. Russische Raketen sollen angeblich auf polnischem Gebiet eingeschlagen sein. Russland dementiert. Polen prüft Artikel 4 der Nato-Charta (Beistandsklausel). Heute Nato-Treffen. Selenskyj: Es besteht Handlungsbedarf.
Nach Explosionen auf der polnischen Seite der Grenze zur Ukraine hat Polen einen Teil seiner Streitkräfte in erhöhte Bereitschaft versetzt. Das teilte ein Regierungssprecher am Dienstagabend mit. Vorausgegangen war eine Sitzung des Ministerrates für nationale Sicherheit und Verteidigungsangelegenheiten. Derzeit prüfe man noch die Ursache der Explosion, um zu entscheiden, ob Artikel 4 der NATO-Charta in Kraft gesetzt werden müsse.
Das russische Verteidigungsministerium hat Berichte zurückgewiesen, wonach die Explosionen vom Einschlag russischer Raketen stammen sollen, und diese als "Provokation" bezeichnet. Das Pentagon teilte mit, die Berichte zu prüfen.
Die Vertreter der Nato-Mitgliedsstaaten werden sich als Reaktion auf Berichte über einen möglichen russischen Raketeneinschlag schon heute treffen. Dies berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf europäische Diplomaten. Das Treffen werde auf Basis von Artikel 4 der Nato abgehalten. Artikel 4 besagt, dass die Nato-Mitglieder einander konsultieren, wenn etwa die Sicherheit eines Mitglieds bedroht ist.
Auch die EU-Kommissionschefin hat ihre Betroffenheit gegenüber Polen und auch der Ukraine mitgeteilt. Sie sei alarmiert nach den Berichten über eine Explosion in Polen nach einem massiven russischen Raketenangriff auf ukrainische Städte, schrieb von der Leyen auf Twitter.
Selenskyj: Es besteht Handlungsbedarf
Der ukrainische Präsident geht davon aus, dass die Explosionen im Osten Polens von russischen Raketen ausgelöst wurden. Der Zwischenfall liefere den Beweis, dass Russlands "Terror nicht durch unsere Staatsgrenzen begrenzt ist", sagte er in seiner abendlichen Videoansprache. "Wir müssen den Terroristen auf seinen Platz verweisen."
Sein Land warne seit Langem davor, dass sich die russische Aggression nicht auf die Ukraine beschränken werde, sagte Selenskyj. Der Angriff auf Nato-Gebiet sei eine gravierende Eskalation der Lage. Darauf müsse es eine Reaktion geben: "Es besteht Handlungsbedarf."