Der Mannheimer Islam-Experte Talat Kamran hat sich gegen Abschiebungen von Straftätern nach Afghanistan ausgesprochen. "Ein Täter, der in Deutschland verurteilt wird, muss seine Strafe auch hier absitzen", sagte er dem "Mannheimer Morgen" (Donnerstagausgabe). "Man kann ihn nicht einfach abschieben in ein Land, in dem er dann vielleicht weitere Verbrechen begehen würde, weil sich dort niemand für ihn interessiert", sagte Kamran, der das Mannheimer Institut für Integration und interreligiösen Dialog leitet. Er kritisierte auch Begriffe wie Islamismus und islamistischer Terror, die ein bestimmtes Narrativ erzählen würden.
"Da wird ein falscher Zusammenhang hergestellt zwischen Muslimen und Terror. Dabei redet bei anderen Anschlägen oder Amokläufen niemand von christlichem oder jüdischem Terror", so Kamran. Er habe nichts gegen Begriffe wie "religiös motivierter Terrorismus, Fundamentalismus oder Rassismus", so der Wissenschaftler. "Der Islam hat aber wirklich nichts mit dem Terror zu tun, selbst wenn ein Attentäter oder jetzt der Messerstecher aus Heppenheim sich auf ihn berufen würde. Das können sie gar nicht. Denn der Islam verbietet das." Nach seiner Ansicht würden nicht nur die Muslime unter Generalverdacht gestellt, sondern der Islam insgesamt. "Er wird damit praktisch mit dem Terror gleichgesetzt", sagte Kamran.
Deutschland stellte im Jahr 2023 261 Millionen Euro für "humanitäre Hilfe, strukturbildende Übergangshilfe und Basisversorgung" in Afghanistan bereit.
Foto: Zeichen für Rauchverbot und Anschnallen im Flugzeug (Archiv), über dts Nachrichtenagentur