Von Krise zu Krise zu neuen Jahreshöchstkursen? Zweigeteilte Finanzwelt. CNN-Effekt beim Japan-Gau und Libyen-Krieg. Gute US-Konjunkturdaten machen Hoffnung. Wallstreet fast auf Jahreshöchstkurs geschlossen. Bemerkenswertes Interview mit Obama entlarvt die FED. Russland profitiert vom hohen Ölpreis. Börse Bukarest auf neuem Jahres-Hoch. Neue Chancen in Osteuropa.
von Andreas Männicke
Täglich werden die Anleger jetzt mit negativen „Japan-Breaking-News“ und „Libyen-Breaking-News“ überschwemmt. Nachrichtensender wie CNN, NTV und N24 feiern hohe Einschaltquoten. Auch zwei mit mir geplante TV-Interviews über die aussichtsreichen und auch in der Krise stabilen Balkan-Börsen wurden von NTV wegen Breaking-News aus Japan zweimal hintereinander abgesagt. Jetzt scheinen sich die „bad news“ aber allmählich abzustumpfen, was man den „CNN-Effekt“ an den Weltbörsen bezeichnet. Nach 3 Wochen Dauerbeschuss von Japan- und Libyen-News werden die Zuschauer und Anleger allmählich abgestumpft. Die Nachrichten haben nicht mehr den „Sensationscharakter“ wie zuvor und werden zunehmend ignoriert.
Auch in der letzten Woche mehrten sich die schlechten Nachrichten. Radioaktive Substanzen finden sich jetzt mit weit überhöhter Dosis sogar im Meer. Die Kernschmelze ist wohl nicht mehr auszuhalten und hat schon jetzt verheerende Folgen für das Umland. Auch gerät Japan durch die Folgeschäden des Erdbebens in Finanznot und muss einen Not-Nachtragshaushalt durchbringen. Dramatisch - auch für die Weltbörsen - wird es aber erst, wenn es eine „richtige“ explosive Kernschmelze in Fukushima gibt und eine radioaktive Wolke Tokio verseucht. Auch diese Horror-Gefahr ist noch nicht gebannt.
In Libyen bekommen die Gaddafi-Anhänger wieder Oberwasser und gewinnen verloren geglaubtes Terrain trotz fragwürdigem NATO-Kriegseinsatz gewaltsam zurück. In Jemen, Syrien und Bahrain bleibt die Lage unüberschaubar und es gibt immer wieder Tote bei Demonstrationen. Die gewaltsamen Auseinandersetzungen an der Elfenbeinküste mit Hunderten von Toten bleiben offensichtlich ohnehin ohne Wirkung beim Anleger. „Wichtiger“ sind schon die anhaltende „PIGS“-Probleme, die steigenden Inflationsraten und die Frage, wann die EZB die Zinsen erhöhen wird. Der Euro stieg trotz der Portugal-Krise auf 1,42 EUR/USD. Der Goldpreis blieb stabil bei 1427 USD/Unze nahe dem Jahres-Hoch. Der Dollar wird in Zukunft noch große Probleme bekommen, wenn das QE2 ausläuft, also ab dem 30.Juni.
Selbst Obama hält den Dollar für eine Illusion. Obama gab in US-Fernsehsender FOX ein bemerkenswertes Interview, indem er zugab, dass der grundlegende Fehler im Geldsystem mit dem Zinseszinseffekt sei. Die führe dazu, dass Schuldner immer höher Schulden machen müssten. Die FED schaffe dabei Geld aus dem Nichts. Er entlarvt damit öffentlich die abenteuerliche FED-Geldpolitik, was ich bemerkenswert und mutig finde. Obama plädiert für ein neues Geldsystem, weiß aber auch, dass dies schwierig sei, umzusetzen. Andere US-Präsidenten bezahlten so ein Vorhaben mit dem Leben. Ein Attentat auf Obama wäre der nächste black swan nach dem Super-Gau in Japan und den Jasmin-Revolutionen im arabischen Raum. Ich befürchte aufgrund des bahnbrechenden und entlarvenden Interviews eine scharfe Diskussion in den USA und nicht nur dort. PIMCO will kein US-Anleihen mehr kaufen. Wer dann?
Portugal strauchelt von einer Krise zur nächsten. Der IWF will einen Schuldenschnitt für Griechenland. Banken aus Irland brauchen dringend neues Geld. Trotz all dieser negativen Nachrichten stieg der Dow Jones am Freitag intraday auf einen neuen Jahreshöchstkurs von über 12400 Indexpunkten und auch der DAX konnte sich „v-förmig“ von 6400 auf über 7100 Indexpunkte um über 700 Indexpunkte erholen, was man schon fast eine Frühjahrsrallye nennen kann. Das QE2 der FED ist noch intakt, läuft aber im Juni aus. Die Anleger achten jetzt wieder mehr auf US-Konjunkturdaten und die waren letzte Woche sehr positiv. Die US-Arbeitslosenquote sank auf 8,8%, was die Anleger wohl mehr interessiert als bad news aus Japan oder Libyen. Nach dem fast klassichen Pullback auf die Chartausbruchlinie kommt nächste Woche aber die Stunde der Wahrheit. Bei neuen Jahreshöchstkursen bestehen gute Chancen für eine Fortsetzung der Frühjahrsrallye, andernfalls droht aber auch wieder eine kräftige Korrektur durch schnelle Gewinnmitnahmen.
Besonders gut schneiden im Moment weiterhin die von mir favorisierten Aktien aus Osteuropa ab, was auch gute Gründe hat. Russland profitiert weiterhin von den hohen Ölpreisen. Der WTI-Ölpreis stieg am Freitag auf ein neues Jahres-Hoch von 108 USD/Barrel und der Brentölpreis sogar auf 118 USD/Barrel wegen der anhaltenden und sich verschärfenden Libyen-Krise. Russland ist der größte Ölproduzent der Welt noch vor Saudi-Arabien und hat nun hohe windfall profits, was auch dem defizitären Haushalt gut tut.
Der russische RTS-Index stieg am Freitag um 1,59% auf 2076 Indexpunkte. Der RTS-Index konnte mit einem Plus von 15% bisher den DAX und auch den Dow Jonas Industrial Index klar outperformen, was ich auch erwartet und angekündigte hatte. Aussichtsreich ist daher weiterhin das neue Russland-Zertifikat von Goldman-Sachs (WKN GS4EZ9) mit 29 russischen Aktien im Basket sowie dem österreichischen Bauwert Strabag SE. Auch Strabag SE erreicht am Freitag einen neuen Jahreshöchstkurs und stieg um 5,13% auf 23,56 €. Strabag SE hat auch Russlandfantasie, wobei sich jetzt auch der Bausektor sichtbar erholt.
Chancenreich sind auch das neue Mongolei-Zertifikat und die Südosteuropa-Zertifikate der RBS sowie das RCB Research-Zertifikat mit Aktien aus Osteuropa und Österreich. Auch die Börse Bukarest erreichte mitten in der Japan-Krise einen neuen Jahreshöchstkurs, was zeigt wie chancenreich gerade jetzt ein Investment in Osteuropa ist. Unter den Top 10 Börsen befinden sich mit Bulgarien, Serbien, Rumänien, Ukraine, Russland, Lettland 6 aus Osteuropa, natürlich alle im Plus.