Der Waschbär hat sich in den vergangen zehn Jahren stark in Deutschland ausgebreitet.
Das berichtet die "Bild" (Donnerstagsausgabe) unter Berufung auf die neuesten Wild-Monitoring-Zahlen des Deutschen Jagdverbands (DJV). Demnach hat sich das Verbreitungsgebiet des Waschbären im Vergleich zu 2006 bundesweit mehr als verdoppelt - über 56 Prozent der am DJV-Wild-Monitoring beteiligten Jagdreviere meldeten 2017 sein Vorkommen.
Insgesamt haben sich an dem Monitoring Reviere mit einer Gesamtfläche von knapp 13 Millionen Hektar beteiligt - das entspricht rund 40 Prozent der gesamten Jagdfläche Deutschlands.
Im Osten Deutschlands haben Jäger aus Sachsen-Anhalt den Waschbären in 94 Prozent der Reviere gesichtet, gefolgt von Brandenburg (89 Prozent), Sachsen (76 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (68 Prozent).
Im Westen wurde der Waschbär sehr häufig in Hessens Revieren gesichtet (86 Prozent). Im Osten Deutschlands verbreitet sich der Waschbär am stärksten. Spitzenreiter ist hier Sachsen (plus 345 Prozent), gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern (plus 323 Prozent) und Sachsen-Anhalt (plus 117 Prozent).
Die ersten Waschbären in Europa und Deutschland brachen Mitte des 20. Jahrhunderts aus Zuchtfarmen aus und wurden zum Teil auch ausgesetzt. Seither breitet sich der aus Nordamerika stammende Kleinbär als sogenannte invasive Art in Europa ungewollt aus. Die Folgen sind gravierend.
DJV-Sprecher Torsten Reinwald sagte der Zeitung: "Der Waschbär bedroht seltene Arten wie die Sumpfschildkröte und macht sogar dem Uhu seine Brutplätze streitig. Die EU will, dass er als invasive Art drastisch reduziert wird." Das bedeutet, er soll geschossen werden und ihm soll mit Fallen nachgestellt werden, um seine Bestände zu reduzieren.
Die Bilanz bisher: Knapp 171.500 Waschbären erlegten Deutschlands Jäger im Jagdjahr 2017/2018. Zehn Jahre zuvor waren es noch gut 36.500 - das entspricht einem Jagdstrecken-Plus von 370 Prozent. Zum Vergleich: Im ganzen Jagdjahr 1996/1997 wurden in Deutschland gerade einmal 5.075 Waschbären erlegt.
Doch die Politik schränkt die Waschbär-Jagd laut dem DJV trotz klarer EU-Vorgaben mancherorts massiv ein und erschwert so die Umsetzung der EU-Verordnung zum Management invasiver Arten.
DJV-Sprecher Reinwald sagte dem Blatt: "Wir Jäger haben 2017/18 die Rekordzahl von über 170.000 Waschbären erlegt. Aber die Politik macht uns mancherorts die Arbeit schwer. In Hessen wurden Schonzeiten eingeführt und Kastration wird tatsächlich als Option diskutiert. In Berlin ist die Fallenjagd komplett verboten. Und in vielen Naturschutzgebieten, wo der Waschbär seltene Vögel frisst, darf auch nicht gejagt werden. Diese Schildbürgerstreiche helfen nicht."
Foto: Wald, über dts Nachrichtenagentur