Klinik-Vergleichsstudie zeigt: In 2020 bisher weniger Beatmungsfälle als in 2019. Außerdem wurden 2020 insgesamt weniger Patienten im Krankenhaus behandelt als 2019. (Daten Januar bis Oktober)
Eine am 1. Dezember veröffentlichte Studie der „Initiative Qualitätsmedizin“ über die Effekte der SARS-CoV-2 Pandemie auf die stationäre Versorgung im Zeitraum von Januar bis Oktober 2020 kommt zu erstaunlichen Ergebnissen. Für die Analyse haben 272 deutsche Kliniken ihre Abrechnungsdaten zur Verfügung gestellt. Anschließend wurde dieser Zeitraum mit dem selben des Vorjahres (Januar bis Oktober 2019) verglichen.
Das Ergebnis:
Situation in Kliniken 2019 und 2020
Quelle: „Initiative Qualitätsmedizin“
Auszug aus der Analyse:
"Im den ersten 10 Monaten des Jahres 2020 wurden insgesamt weniger Patienten im Krankenhaus behandelt als 2019. Auch die Gesamtzahl der SARI-Fälle, Intensivfälle und Beatmungsfälle war im Untersuchungszeitraum nicht höher als 2019. Vor dem Hintergrund steigender Infektionszahlen wird hier die Analyse der Novemberdaten von besonderem Interesse sein.
Die Krankenhaussterblichkeit als auch die Sterblichkeit des SARI war 2020 erhöht. Neben dem direkten Effekt der COVID-19-Infektion müssen die Folgen der verminderten Krankenhausbehandlungen genau und zeitnah analysiert werden, um auch anhand dieser Daten zu bilanzieren, welche Maßnahmen angemessen sind.
Diskussion vor dem Hintergrund der kürzlich publizierten Bundesstatistik der Sterbefälle
In Zusammenhang mit unseren Beobachtungen ist die Publikation der Sterbefälle für das Jahr 2020 (bis Oktober) durch das Statistische Bundesamt interessant, die eine Analyse der sogenannten Übersterblichkeit ermöglicht, also den Vergleich der auftretenden mit den erwarteten Sterbefällen, die typischerweise aus einem Durchschnitt der Vorjahre berechnet werden (https://www.destatis.de).
Diese Analyse zeigt, dass die Sterbefälle 2020 nur unwesentlich von dem Mittel der Sterbefälle der Jahre 2016-19 abweichen. Die als „Exzess Letalität“ bezeichnete Differenz ist in Abb. 8 für die einzelnen Monate dargestellt, wobei wir die monatlich berichteten Zahlen der an COVID-19 Verstorbenen daneben gestellt haben (https://www.rki.de).
Während im April die Übersterblichkeit zeitlich mit der Sterblichkeit an Corona zusammenfiel, war die Übersterblichkeit im August, September und Oktober augenscheinlich nicht oder nur zum geringen Teil auf COVID-19 zurückzuführen.
Das Statistische Bundesamt gibt in seiner Publikation die Hitzewelle als mögliche Ursache der Beobachtung im August an. Der Effekt könnte allerdings auch auf die verminderte Krankenhausversorgung, gerade bei Notfällen, während der vorhergehenden Monate zurückführbar sein. Eine tiefere Analyse der zugrundeliegenden Zusammenhänge ist zur weiteren Beurteilung wünschenswert."
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