Für Krüger ist die Krise Folge eines immer schnelleren Wirtschaftens, das immer weniger Nachdenken erlaube. „Im Grunde ist die Krise folgerichtig: Schon seit Jahren erleben wir eine permanente Beschleunigung unserer Lebensverhältnisse, alles wird komplizierter, unverständlicher und irrealer ... Heute wissen wir, dass nicht einmal Herr Ackermann weiß, was das Geld seiner Deutschen Bank so genau treibt.
Der Menschist dabei, sich selbst abzuschaffen“, sagte Krüger. „Dazu gehört auch die ungeheuerliche Kulturlosigkeit, die wir dadurch bemänteln, dass wir alles Kultur nennen: zum Beispiel die Bankenkultur, deren beklagenswertes Ende wir gerade erleben.“
Mittlerweile habe die Krise auch Auswirkungen auf Kunst und Kultur, sagte Krüger, der unter anderem Bücher von Salman Rushdie, Philipp Roth, Umberto Eco und neuerdings auch Barack Obama verlegt. „Wer New York kennt, der weiß, dass das gesamte Kulturleben der Stadt von Sponsoren abhängig ist“, Lehman Brothers sei einer vonihnen gewesen. „Gerade eben hat es den Verlag Harcourt erwischt, in dem auch viele europäische Autoren verlegt werden, von Hannah Arendt über Calvino bis zu Grass.
Er gehört einem irischen Hedgefonds, der mit ein paar Milliarden in der Kreide steht.“ Neben Verlagen treffe es „auch das Theater, die Opern, die Museen. Die Sponsoren haben kein Geld mehr, um ihrer Pflicht, der Gesellschaft etwas zurückzugeben, nachzukommen. In unserer nachchristlichen Gesellschaft war das eine Bedingung für Unsterblichkeit, der Name an einem Raum des Museum of Modern Art“.
Konsequenz der Krise sei ein großer Verlust an Kultur, sagte Krüger. „Ich muss lachen, wenn von der neuen Wissensgesellschaft geredet wird. Die Wahrheit ist doch: Wir sind auf dem besten Weg, total zu verblöden.“