Für die kommende geldpolitische Sitzung des EZB-Rates im Februarstellte Trichet unveränderte Leitzinsen in Aussicht. Bis zu diesemTermin, der bereits in drei Wochen liegt, rechnet die EZB nicht mitneuen wichtigen Erkenntnissen. Dagegen betonte Trichet die Relevanz derMärz-Sitzung, auf der dann auch neue Inflations- undWachstumsprojektionen der EZB-Mitarbeiter vorliegen werden.
Für diese Sitzung und auch für die weiteren Termine hielt derEZB-Präsident die Option auf weitere Zinssenkungen offen. Er verwiesauf die immer noch außergewöhnlich hohe Unsicherheit hinsichtlich derwirtschaftlichen Entwicklung. Die Risiken liegen nach der Ansicht derEZB weiterhin auf der Unterseite. Eine Verstärkung der wirtschaftlichenAbwärtstendenzen würde wohl auch die Rohstoffpreise weiter nach untendrücken und damit auch weiteren Abwärtsdruck auf die Verbraucherpreisenach sich ziehen.
Die Pressekonferenz ließ aber auch deutliche Vorbehalte des EZB-Ratesgegen weitere kräftige Leitzinssenkungen erkennen. So erwähnte Trichetdreimal, dass der Rat die Risiken für die Inflation jetzt fürweitgehend ausgeglichen hält. Zudem will der EZB-Rat verhindern, ineine Liquiditätsfalle zu laufen, also in eine Situation zu geraten, inder Liquidität so billig ist, dass der Anreiz groß ist, sie zu hortenanstatt sie weiterzugeben.
Wir werten dies als deutliches Anzeichen, dass die EZB eineQuasi-Nullzinspolitik, wie sie derzeit die Notenbanken der USA undJapans betreiben, ausschließt. Nimmt man hinzu, dass die EZB denAbstand zwischen Einlagenzins und Refisatz gerade erst wieder auf 100Basispunkte erweitert hat, um der übertriebenen Nutzung derEinlagefazilität zu begegnen, so ergibt sich hieraus eine Untergrenzefür den Refisatz von 1%.
Ob oder inwieweit die EZB den damit verbleibenden Zinssenkungsspielraumvon 100 Basispunkten nutzen wird, halten wir für äußerst unsicher. AufBasis unserer Erwartung, dass sich die Wirtschaft ab dem 2. Halbjahrwieder belebt, gehen wir davon aus, dass sich im Frühjahr erstekonjunkturelle Stabilisierungsanzeichen zeigen. Damit würde sich dannauch der Abwärtsdruck auf die Preisentwicklung nicht weiter verstärken.Wir gehen deshalb weiterhin davon aus, dass die EZB den Leitzins aufdem jetzt erreichten Niveau konstant halten wird. Sollten dieseStabilisierungsanzeichen ausbleiben, würde die EZB ihren Zins dagegenweiter senken. Aber auch dann sollte die Zeit großer und schnellerZinsschritte vorbei sein, da die EZB mit dem verbleibendenZinspotenzial vorsichtiger umgehen dürfte.