Die EZB sieht derzeit keine Gefahr einer Deflation. Das sagte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europäischen Parlaments in Brüssel. Eine Deflation und damit verbunden ein Rückgang der Preise auf breiter Front hätten unabsehbare negative Folgen für die Wirtschaft.
Ökonomen rechnen in einigen Ländern in diesem Jahr mit negativen Inflationsraten, einige befürchten eine Deflation. Diese sei von Zentralbanken nur schwer oder gar nicht kontrollierbar.
"Wir werden derzeit Zeugen eines Disinflationsprozesses, der durch den scharfen Rückgang der Rohstoffpreise bedingt ist. Das ist eine willkommene Entwicklung", sagte Trichet. Der jüngste Rückgang der Teuerung sollte die Konjunktur unterstützen.
Noch im Sommer letzten Jahres hatte die EZB die Zinsen wegen angeblicher Inflationsgefahren erhöht. In letzter Zeit sind diese dann in Rekordtempo wieder herunter genommen worden. Für März soll die nächste Zinssenkung anstehen. Ein Rückgang um 0,5 Prozenpunkte wird erwartet. Beobachter sprechen davon, dass die EZB die Lage falsch eingeschätzt habe.
Der starke Rückgang der Preise für Öl und anderer Rohstoff- und Nahrungsmittel hat in den vergangenen Monaten den Teuerungsdruck, der im Sommer seinen Höhepunkt erreicht hatte, weltweit gedämpft.
Ein Deflation ist aus Expertensicht zwar nicht sicher, aber dennoch nicht unwahrscheinlich. In diesem Fall käme es zu einem breiten und andauernden Rückgang der Preise. In der Folge könnten Unternehmen und Haushalte Investitionen und Konsum verschieben, weil sie auf noch niedrigere Preise in der Zukunft spekulieren. Dieses an sich rationale Verhalten würde die Rezession, in der sich große Teile der Welt befinden, aber weiter vertiefen und wahrscheinlich auch verlängern.