2007 wird in die Geschichte als das Jahr der großen Wendeeingehen, das Jahr, in dem der weltweite Aufschwung mit dem Platzender US-Immobilienblase zu Ende ging und in eine Abwärtskaskademündete.
Trotz der gelegentlichen Nennung von Parallelen zurWeltwirtschaftskrise der 1930er Jahre haben bisher wenige dieBedeutung dieses Ereignisses erkannt. Viele Menschen sehen denaktuellen Abschwung als temporär und den Aufschwung der letztenJahrzehnte als Normalzustand an und vertrauen auf dieRettungsmaßnahmen.
Die Rechnung wird nicht aufgehen. Da nichterkannt wird, daß die Ursachen von „Boom & Bust“ imGeld selber liegen, werden die „Rettungsmaßnahmen“ dasProblem nicht lösen.
Was ist Geld und welchenZweck erfüllt es eigentlich? Allgemein bekannt ist folgendeDefinition:
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Allgemein akzeptiertes Tauschmittel
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Medium der Wertaufbewahrung
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Wertmesser
Ein kurzer Rückblick. Früher, zu Zeiten der Gold- und Silberwährung mußte das Metall mühevoll aus Bergwerken oder Flüssen geholt werden. Das Geld entstand durch Arbeit, es stellt quasi konzentrierte Arbeit dar.
In grauen Vorzeiten benutzte man auch Muscheln oder andere seltene und akzeptierte Naturwaren, immer Dinge, die man mit Arbeit erlangen bzw. schaffen mußte oder die einfach gefragt und selten waren. Dieses Geld ist das erwähnte „Warengeld“. Mehr Geld kam somit nur durch mehr Arbeit bzw. Anstrengung (entweder Urproduktion, Geldzufluß mittels Handel oder Raub) in Umlauf. So lief es vom Altertum bis zur Neuzeit, wobei dann ein neues Geld, das Kreditgeld, immer mehr die Rolle des Warengeldes einnahm.
Zuerst gaben die Chinesen im 11. Jahrhundert Zettel als Münzersatz heraus, in Europa waren es die frühen Bankiers in Italien, die Lagerscheine für das bei ihnen hinterlegte Gold ausstellten. Damit konnte man, da jetzt das Gold selber nicht mehr bewegt werden mußte, den Handel wesentlich vereinfachen und zum Blühen bringen. Dieses System hatte nur schon immer ein Problem – es verleitet zum Mißbrauch.
Also kamen die Bankiers auf die naheliegende Idee, mehr Scheine auszustellen als man tatsächlich Gold im Tresor hatte. Der Betrug flog auf, die Zettel wurden wertlos und man kam auf die Goldmünzen zurück. Vertrauen schufen später wieder die neuen Notenbanken, z.B. die Bank von England, die für die Qualität des Geldes garantierten und Noten in Gold einlösten.
Das System funktionierte und die Industrielle Revolution ist der Beleg dafür, daß sich großer technischer Fortschritt und goldgedecktes Geld keinesfalls ausschließen. Mit Beginn des 1. Weltkrieges begann ein großes Papiergeldexperiment, ohne das der Krieg niemals finanzierbar gewesen wäre. Bezahlt haben die Sparer. Zur Vertrauensbildung ging man anschließend in Deutschland mit Renten- und Reichsmark zur teilweisen Golddeckung über, eine Einlösemöglichkeit der Noten in Gold gab es aber nicht mehr.
Kurz vor Ende des 2. Weltkrieges trafen sich Vertreter von 44 Staaten in Bretton Woods, New Hampshire, um ein System fester Wechselkurse zu vereinbaren, wobei der US Dollar Kern des ganzen war. Die USA verpflichteten sich, den Preis einer Unze Gold durch Käufe oder Verkäufe bei 35 US $ zu halten und den Dollar auf Verlangen ausländischer Notenbanken in Gold einzulösen. Die Defizitpolitik des Vietnamkriegs führte zu hohen Goldabflüssen der USA, so daß 1971 die Einlösemöglichkeit aufgehoben wurde und der Dollar reines Papiergeld (fiat money) wurde. Das ist der heutige Stand.
Die „Vorzüge“ dieses Papiergeldes werden immer wieder gepriesen, die da wären: Beliebige Vermehrbarkeit, keine Untervorsorgung der Wirtschaft, keine unnötige Wachstumshemmung, Verhinderung einer möglichen Deflation, kein Umweltverschmutzung durch Goldförderung, keine Kriege um Gold. Sicher ließen sich noch weitere Gründe finden aber das wichtigste Argument ist: Es funktioniert (noch). Charakter unserer Zeit ist es auch, etwas (vorübergehend) funktionierendes in wissenschaftliche Modelle zu kleiden, sei es jeder Logik noch so hohnsprechend, und ihm dann den Status der Unangreifbarkeit zu verleihen. Erst nach dem Scheitern setzt die Besinnung ein.
Heute, wo sich die Prognosen für den Wirtschaftsabschwung nach unten überbieten, stellt man immer öfter die Frage, wie das passieren konnte. Waren es die Zinssenkungen der FED, die Aktien- und Immobilienblasen, der skrupellose Raubtierkapitalismus selber? War es die Zyklik, die ihren Tribut fordert oder gar der Zufall oder die Unfähigkeit der Handelnden? Es mag alles eine Rolle spielen, die wahre Ursache aber liegt im Kreditgeld selber, das sich von jeder materiellen Basis gelöst hat.
Kreditgeld hat es ermöglicht, daß Kriege geführt wurden und werden, aber auch, daß Volkswirtschaften in atemberaubenden Tempo wachsen können und gigantisches (Schein-)Vermögen entsteht. Der Kredit der Banken wird zu Geld und Geld kann investiert werden oder den Konsum antreiben. Wer vom System profitiert, wird es bis zum Jüngsten Tage verteidigen. Die Profiteure sind multinationale Konzerne, Superreiche, das Bankwesen, der militärisch- industrielle Komplex. Der normale Bürger ist es höchstens vorübergehend als Trittbrettfahrer. Das Papiergeldsystem ist DAS Mittel der schnellen und radikalen Umverteilung von unten nach oben, seien Sie sich dessen bewußt. Synonym für Kreditgeld in seiner radikalsten Ausprägung ist immer noch der US-Dollar, dessen Stern jetzt sinkt.
Die USA als urkapitalistisches Land hoben also im August 1971 die Einlösemöglichkeit von Dollar in Gold für andere Zentralbanken auf und leiteten damit eine drastische Dollarabwertung ein. Wären sie diesen Weg nicht gegangen, hätten sie in kürzester Zeit kein Gold mehr besessen und wären bankrott gewesen. Im Unterschied zum 1. und 2. Weltkrieg waren sie jetzt keine Kreditgeber und Exporteure mehr, sondern Schuldner und Netto-Importeure. Als einst exportstarke Industrienation hatten sie Anfang des 20. Jahrhunderts fast alle Goldreserven angezogen, denn Handelsbilanzen wurden mit Gold ausgeglichen, d.h. hohe Exporte wurden vom Ausland mit Gold bezahlt.
Handelsdefizite und Inflation führen zwangsläufig zum Verlust von Gold. Zur Veranschaulichung: 1960 hatten die USA einen Zahlungsbilanzüberschuß (Handel und Dienstleistungen) von 3,51 Mrd. US $, 1971 erstmals ein Minus von 1,30 Mrd. US $ und 2007 ein Minus von 700,25 Mrd. US $. Unter normalen Umständen wäre dieses Land längst auf den Status der Dritten Welt herabgesunken. Aber es kam anders.
Ab Anfang der 1980er Jahre, unterbrochen von einem kleinen Schock 1987, erfuhr die westliche Welt, angeführt von den USA, eine Epoche beispielloser Exzesse durch kreditgetriebene Nachfrage.
Der US-Dollar bewahrte seinen Status als Weltwährung, weil die einzige verbliebene Supermacht mit ihrer Militärmaschine hinter ihm stand und weil ein Großteil des Welthandels (besonders auch Öl und Gas) in ihm abgerechnet wird. Nur künstlich erzeugte hohe Nachfrage durch Zwang, Bedrohung und neue Nachfrage der ehemals sozialistischen Länder verhinderte bis jetzt den völligen Zusammenbruch. Nicht zu vergessen die preissenkenden Kräfte durch den immer freieren Welthandel, Produktionsverlagerungen etc.
Der Schuldenstand der USA ist von 16,93 Mrd. USD (BIP damals 103,6 Mrd. USD) im heute vielgenannten Jahre 1929 auf 9.229 Mrd. USD (BIP bei 13.807 Mrd. USD) im Jahre 2007 gestiegen. Im Jahr des großen Crashs 1929 lagen die Schulden also gerade bei 16,34% des BIP, 2007 waren es 66,84%.
Das Jahr 2009 wird weitere große Rettungsprogramme sehen, die die Schulden weiter astronomisch wachsen lassen werden. Ein Defizit von 1,2 Billionen USD ist schon jetzt angekündigt. Bis 2010 sind 15 Billionen USD Gesamtschulden realistisch plus gewaltige, nirgendwo aufgeführte zukünftige Verbindlichkeiten. Schon die 15 Billionen entsprächen dann über 110% des BIP. Rückzahlung ausgeschlossen.
Diese „Rettungsmaßnahmen“ schaffen immer mehr Kreditgeld, um Exzesse, die DURCH das Kreditgeld entstanden, zu beheben. Würden Sie mit Benzin Feuer löschen? Ein Erfolg ist gar nicht möglich, da die USA kaum eine überlebensfähige Wirtschaft haben, die man retten könnte. Wenn man es drastisch formuliert, muß man sagen, daß alle Länder mit Kreditgeld in den letzten Jahrzehnten ihre Zukunft der kommenden Jahrzehnte „verfrühstückt“ haben, die USA bis zum Exzeß.
Wenn jedem von uns die Frage gestellt würde, ob er lieber ein langsames und nachhaltiges Wachstum will, das mit gutem und dauerhaft werthaltigen Geld arbeitet und so echte Ersparnisse ermöglicht oder ob wir stattdessen das Papiergeldsystem wollen, das über einige Generationen funktioniert und einige märchenhaft reich macht, sich aber regelmäßig aufschaukelt, zu Exzessen neigt und am Ende vollständig zusammenbricht, dann wählten sicher mehr als die Hälfte der Bürger Variante 1.
Warum so wenige? Weil das Papiergeldsystem JETZT noch da ist und die Mehrheit der Bürger davon profitiert hat. Aber wie schon erwähnt, ist dieser Reichtum nicht nachhaltig, da er auf massiver Kreditexpansion basiert. Die beginnenden Krise fördert auch das Nachdenken und das Mißtrauen. Wenn das BIP real um 20% geschrumpft ist, wir 6-7 Millionen Arbeitslose haben und der Euro wertlos ist, fiele die Umfrage anders aus. Dorthin gehen wir.