Kurzbeschreibung der aktuellen Finanzkrise - Von Alexander Czerny
Diese Analyse als Original PDF(bessere Lesbarkeit der Grafiken): --->HIER KLICKENWelche Bombe in den letzten Jahrenauf der Passivseite der Bilanzen des Bankensystems herangereift ist,wird aus guten Gruenden nur allzugern verschwiegen – und durchweg uebersehen. Die Krisenursache aber ist genau hier verborgen! Ein kurzer, lohnenswerter Ausflug insBanking:
Jede Bank bilanziert Soll und Haben auf2 Seiten: der Aktivseite und der Passivseite.
Zu den Grundregeln gehoert, dass dieBilanzsumme der Aktiva identisch sein muss mit der Bilanzsumme derPassiva.
Ein vereinfachtes Modell:
Aktivseite
1. Forderungen anKunden (Kredite)
2. Aktien undBeteiligungen
3.Barreserve
4.Schuldverschreibungen
5. Forderungen anKreditinstitute
6. Sonstige Aktiva
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(Bilanzsumme)
Passivseite
1. Verbindlichkeiten ggü.Sparern
2. Eigenkapital
3. Verbindlichkeitenggü. Kreditinstituten
4. VerbriefteVerbindlichkeiten
5. SonstigeVerbindlichkeiten
____________________________________
(Bilanzsumme)
Vereinfacht kann man die Bilanz wiefolgt ausdruecken:
Aus Sicht der Banken:
-
Bankenaktiva = Forderungen (vergebene Kredite) und Wertpapiere,
-
Bankenpassiva = Verbindlichkeiten (aufgenommene Kredite = Guthaben von Sparern)
Oder aus der Perspektive derNichtbanken:
-
Bankenaktiva = aufgenommene Kredite (Schulden) und Wertpapiere
-
Bankenpassiva = Sichtguthaben und Geldvermoegen
Waehrend der Mainstream derKrisenanalytiker sich einseitig auf die Aktivseite des Bankensystems,die faulen Kredite, die fallenden Aktienwerte und denDerivateschwindel konzentriert, lohnt es sich, einen Blick auf diePassivseite der Banken zu werfen. Die allzugern vertuschte Wahrheitund die Verursacher der Finanzkrise finden wir naemlich hier: sichimmer schneller aufblaehende, exponentiell wachsende Passiva, sprich:explodierende Geldvermoegen.
Inwieweit diese Passiva fuer jedeeinzelne Bank, den nationale Bankensystemen wie auch dem globalenFinanzsystem zum Problem geworden sind, offenbart sich, wennwir einen tieferen Blick in die kapitalistische Finanzarchitekturwerfen.
Sehen wir uns zunaechst die Entwicklungder Bankenpassiva in Deutschland an:
Und hier ein Blick auf die USA:
Quelle: Federal Reserve
Beide Wachstumsmuster der Passivastehen stellvertretend fuer alle Banken in allen kapitalistischenStaaten. So findet man dasselbe Muster in der gesamten Eurozone,allen OECD-Staaten usw.
Schauen wir uns das Wachstum derGeldvermoegen in Deutschland genauer an:
Wir sehen, dass sich alle 7 bis 8 Jahredie Geldvermoegen verdoppeln. Es vergingen gut 37 Jahre nach derWaehrungsreform 1948, bis die erste Billion (in Euro ausgedrueckt)angewachsen war. Die zweite Billion war nach nur weiteren 8 Jahrenerreicht, die Dritte nach weiteren 6 Jahren usw.
(Ab 2000 verlangsamte sichdas Wachstum der Bankenpassiva in Deutschland drastisch, als dieprivaten Grossbanken unter Fuehrung der Deutschen Bank im Jahr 2000eine Deflationsoffensive starteten und dem deutschen Binnenmarkt denGeldhahn zudrehten, um die von den Corporations geforderteneoliberale Umstrukturierung Deutschlands im Akkord mit Agenda 2010und den Hartz-Gesetzen zu unterstuetzen. Dies wurde bis heute von dendeutschen Linken nicht einmal ansatzweise diskutiert; dieDeflationsstrategie seitens der deutschen Grossbanken blieb bis heuteunerkannt. Da wir das in diesem Referat nicht weiter ausfuehrenkoennen, empfehle ich mit Nachdruck – trotz aller sonstigenBescheidenheit – die Lektuere meiner Analysen unter --->egon-w-kreutzer.de)
In den USA verlaeuft das Wachstum rechtaehnlich. Geldvermoegen verdoppeln sich hier etwa alle 7-11 Jahre.Nachdem die erste Billion 1977 nach einigen hundert Jahren Wachstumerreicht war, schaffte es die zweite Billion bereits 1984, nach nur 7Jahren. Nach weiteren sechseinhalb Jahren waren dann 3 Billionenerreicht, nach weiteren sechs Jahren 4 Billionen (1997). Jede weitereBillion waechst in immer kuerzeren Zeitraeumen:
5 Billionen nach nur 2 Jahren und 11Monaten,
6 Billionen nach nur 2 Jahren und 8Monaten,
7 Billionen nach nur 1 Jahr und 10Monaten,
8 Billionen nach nur 1 Jahr und 8Monaten,
9 Billionen nach nur 1 Jahr und 4Monaten,
10 Billionen nach nur 1 Jahr und 3Monaten
11 Billionen nach nur 4 Monaten(Dezember 2008)!!
Auch in den USA explodieren foermlichdie Geldvermoegen. Es sind wohlgemerkt GELDVERMOEGEN, nicht etwaAktienvermoegen oder andere Sachwerte, sondern ganz traditionelleSpareinlagen. Gemaess der bekannten Reichtumsverteilung handelt essich hier ueberwiegend um das Geldvermoegen der Reichen undSuperreichen, der Corporations inklusive der Banken selbst, derKriegsprofiteure und der Medienbosse. Entgegen des allgemeinenEindrucks sparen die Superreichen nicht in den riskanten spekulativenMaerkten, sondern ganz traditionell in Form von Sparguthaben (und einpaar Staatsanleihen und Gold). Wertpapierbesitz und -handel (auchDerivate) dienen ihnen lediglich zum Zocken und bescherengelegentlich Riesenprofite oder Verluste. Gespart wird hingegen sehrkonservativ.
Wir sehen also eine exponentielleWachstumssteigerung der Geldvermoegen. Die Frage lautet: Wohin gehtdie Reise? Eine Billion in nur 4 Monaten hatten wir gerade. Ist dienaechste in nur 8 Wochen angehaeuft? Alle weiteren Billionen in nur 5Wochen, 2 Wochen, 10 Tage, 4 Tage, 2Tage .... 12 Stunden?
Dieses dramatische exponentielleWachstum der Geldvermoegen resultiert nicht nur aus steigendenKonzerngewinnen (in Deutschland die Exportgiganten, in den USA dermilitaerisch-industrielle Komplex). Dieses explosionsartige Wachstumist nichts anderes als ganz normales Zinseszinswachstum. Die Formel,mit der Banker Vermoegen und Schulden wachsen lassen, lautet:
Jeder kann sich mit einemTaschenrechner ausrechnen, wie sich eine verzinste Geldanlage uebereinen gewissen Zeitraum hin entwickelt. Immer erfolgt das Wachstumzuerst recht langsam, beschleunigt sich dann aber zusehends, undgegen Ende erfolgt eine regelrechte Explosion der Bestaende. Wirsollten uns auch nicht davon taeuschen lassen, dass wir auf unseremSparkonto nur mickrige Zinsen erhalten. Den Grosskunden, diewesentlich groessere Summen zur Bank tragen, werden in der Regel vielhoehere Zinssaetze geboten, als dem normalen Durchschnittskunden.
Wir jedenfalls erahnen, dass diesesexponentielle Wachstum der Bankenpassiva zu einem Kollaps fuehrenmuss.Vermutlich haben wir gerade die ersten Anzeichen des drohendenKollapses im Herbst 2008 gesehen. Doch wie laesst sich die aktuelleFinanzkrise praeziser erklaeren? Was passiert im Detail? Warumbrechen die Banken wegen der Geldvermoegen zusammen? Klingt das nichtwidersinnig?
Die Geldvermoegen auf der Passivseiteder Bankbilanz sind Fluch und Segen zugleich.
Aus Sicht der Banken besteht der Segenumfangreicher Verbindlichkeiten auf der Passivseite darin,entsprechend viel Kredite vergeben zu koennen. Die Kreditvergabe istdas Kernstueck des Bankgeschaeftes (bedeutsamer als derWertpapierhandel und –besitz), da aus der Kreditvergabe die Zinsengeneriert werden, die die Bankgewinne und deren Kundeneinlagenwachsen lassen. Im Durchschnitt behaelt die Bank 20% dererwirtschafteten Kreditzinsen als Profit fuer sich und bucht dierestlichen Aktivzinsen, also 80%, auf die Guthaben ihrer Passivseite.Und: Je staerker die Passiva wachsen, desto staerker kann dieKreditvergabe ausgeweitet werden – womit die Zinsgewinne deutlichgesteigert werden koennen. Soweit scheint das Spiel imkapitalistischen Finanzsystem, dem Kreditgeldsystem, blendendfunktioniert zu haben.
Die Kehrseite der Medaille wird erstjetzt, nach laengerem Bestehen dieses Kreditgeldsystems, fuer allesichtbar. Der Pferdefuss exponentiell wachsender Geldvermoegen: DieBanken muessen in exponentiell wachsendem Umfang die Zinszahlungenauf deren Passiva, die Geldvermoegen, leisten und sicherstellen. Wiewir gesehen haben, explodieren jedoch im Endstadium die Passivafoermlich. Was bedeutet das fuer die Bank?
Zunaechst einmal ist es ein reinbilanzielles Problem. Wir hatten eingangs erwaehnt:
„ Zu den Grundregeln gehoert, dassdie Bilanzsumme der Aktiva identisch sein muss mit der Bilanzsummeder Passiva.“
Passiva=Aktiva
Um saubere Bankbilanzen vorweisen zukoennen und die Zinsbuchungen auf die Geldvermoegen vornehmen zukoennen, sind die Banken bei exponentiell wachsenden Passivaregelrecht gezwungen, in gleichem Masse ihre Aktiva auszuweiten –und das eben exponentiell. (Wir bringen gleich die Derivate, diefinanziellen Massenvernichtungswaffen ins Spiel.)
Bildlich kann man sich das wie folgtvorstellen, hier das Beispiel aus den USA:
Die Banken sind gezwungen, ihreAktivabestaende in gleichem Umfang auszuweiten, wie ihre Passiva,ihre Verbindlichkeiten, wachsen. Angenommen, die gesamtenGeldvermoegen auf der Passivseite belaufen sich im Jahr 2000 auf 5Billionen US-Dollar und werden im Durchschnitt mit 4% verzinst. Dannbedeutet das, dass die Banken insgesamt 200 Mrd. Dollar Zinsen in2000 erwirtschaften mussten. Eine gewaltige Summe! Doch in 2008 warendas bereits 400 Mrd. Dollar, weil sich die Geldvermoegen verdoppelthaben. Verstehst du, wo das Problem ist? Die Banken muessen aufBiegen und Brechen ihre Aktiva ausweiten, um die Zinszahlungen zubewerkstelligen.
Aktiva, das sind vorwiegend Kredite undWertpapiere. Steigen die Aktienkurse rasant und gelingt es, dieKreditvergabe auszuweiten, gibt es kein Problem mit den Bankbilanzen.Was aber, wenn die Boersenkurse stagnieren oder gar einbrechen?
Schauen wir uns daher die zweiteMoeglichkeit, die Kreditvergabe, genauer an. Hier werden die Zinsengeneriert, die die Banken auf die Geldvermoegen auf der Passivseitebuchen muessen. Wer sind die Kreditnehmer? Es sind NICHT die grossenUnternehmen, die Corporations. Wenn die Geld brauchen, emittieren sieWertpapiere. Kreditnehmer, Schuldner, das sind vorwiegend:
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kleine und mittlere Unternehmen
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Haeuslebauer
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der Staatshaushalt
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Kreditkartenbesitzer
Diese muessen sich aus Sicht der Bankauf Biegen und Brechen in exponentiellem Umfang immer weiterverschulden. Eine Teufelsspirale! Gelingt dies nicht mehr, weil alleueberschuldet sind, brechen die Banken zusammen.
Halten wir fest: Ueber 10 BillionenDollar Geldvermoegen bei den Commercial Banks (aufgrund derReichtumsverteilung in wenigen Haenden und Corporations konzentriert)stehen ueber 10 Billionen Dollar Schulden gegenueber – Millionenund Abermillionen von Schuldnern, die wegen dieses kapitalistischenSystems immer weiter in die Schulden getrieben und zu Zinszahlungenerpresst werden muessen, damit das Finanzsystem nicht zusammenbricht.
Wir koennen das in einem Diagrammveranschaulichen. Die Welt, in die wir leben, sieht so aus:
Preisfrage: Wie lange noch wird daskapitalistische Finanzsystem in dieser Form bestehen, bevor eskollabiert?
Dass das System ein Verfallsdatum hat,war den Banken von Anfang an klar. In den 1990er Jahren sah manbereits das baldige Ende voraus. 1997 waren die Passiva bereits auf 4Billionen Dollar angewachsen und die Zinszahlungen stiegen gewaltig,doch der boomende Aktienmarkt steigerte die Bewertungen derBankenaktiva.
Als die Dotcom-Blase platzte und die Kurse ab 2000 fuerJahre auf Talfahrt gingen, mussten die Zinsen auf Niedrigstniveaugesenkt werden, um als Ausgleich die Kreditvergabe auszuweiten. Soverfielen die Banken auf die Idee, eine Immobilienblase aufzupumpenund Hypothekenbesitzer immer weiter in die Schulden zu treiben.
Kredite wurden den Kunden zu Sonderkonditionen foermlich hinterhergeworfen – ungeachtet der Bonitaet der Schuldner – undKreditkarten jedem aufgedraengt, auch wenn man schon 10 Kreditkartenbesass und bis zum Hals in Schulden steckte (AchtungSonderfall Deutschland, siehe oben). Und mit derBush-Administration war eine Regierung im Sattel, die umfangreichKredite aufnimmt, um die Welt mit Kriegen zu ueberziehen.
Die immer groesse Schuldenlast sahendie Banken bereits in den 1990er Jahren voraus. Es war klar, dassmittelfristig immer mehr Aktiva faul und nicht einbringbar werden.Daher musste vorgesorgt werden.
1997 wurden die Credit Default Swaps(CDS) erfunden. Kreiert hat sie ein Team, dass fuer JPMorgan Chasearbeitete. Sie wurden designt, um das Risiko von Kreditausfaellen zuminimieren und an Dritte zu verlagern, mit dem Ziel, dieKreditvergabe hemmungslos ausweiten zu koennen. Im Grunde fand manmit CDS eine Hintertuer und nutzte eine Gesetzesluecke, um nichtgegen bestehende Banking-Regeln verstossen zu muessen.
Ein CDS ist ein Swap-Kontrakt, inwelchem der Kaeufer des CDS dem Verkaeufer, der Bank, regelmaessigeZahlungen leistet und als Gegenleistung von ihr eine Auszahlungerhaelt, falls der hinter dem CDS stehende Kredit platzt. Hierbei istes noch nicht einmal notwendig, dass der Kaeufer den hinter dem CDSstehenden Kredit erwirbt.
Kernpunkt ist die Spekulation aufKreditausfaelle. Angenommen, ein Kaeufer erwirbt von einer Bank einCDS, dem ein Kredit der Firma X unterlegt ist. Der Kaeufer leistetnun regelmaessige Zahlungen an die Bank (z.B. jaehrlich 0,5% desNennbetrages des unterlegten Kredites), und wenn die Firma X denSchuldendienst nicht mehr leisten kann, erhaelt der Kaeufer eineEinmalzahlung in Hoehe des Nennbetrages des Kredites von der Bank,und der Kontrakt ist beendet. (Falls der Kaeufer auch tatsaechlichdie Schulden der Firma X erwirbt, kann der CDS als Hedging-Instrumentbetrachtet werden.)
Der Kaeufer kann jedoch, wie gesagt, CDSerwerben, ohne den Kredit der Firma X mitzukaufen. Dieser CDS-Kaufkann zu spekulativen Zwecken geschehen, um auf eine eventuelleZahlungsunfaehigkeit der Firma X zu spekulieren – reich werden mitCDS durch Pleiten Anderer!
Als zu Weihnachten 2000 der CommodityFutures Modernization Act in Washington durch den Congress gepeitschtwurde (keiner der Abgeordneten hat sich die Muehe gemacht, das11000-Seiten-Papier zu lesen und zu verstehen), eroeffneten sich fuerSpekulanten ungeahnte Moeglichkeiten. Passiva und Aktiva der Bankenwaren zu diesem Zeitpunkt auf 5 Billionen angewachsen. Jeder sah diebevorstehende Schuldenkrise kommen. Der Besitz von CDS versprachungeahnte Gewinne.
Die Finanzmaerkte wurden richtig wildund gierig auf CDS ab 2003. Aktiva und Passiva waren nun auf ueber 6Billionen Dollar angewachsen. Vor dem Modernization Act belief sichder Marktwert aller CDS auf 900 Mrd. Dollar. Bis Ende 2007 (Aktivaund Passiva bei fast 10 Billionen) steigerte er sich auf sagenhafte45 Billionen!
Die spekulativen Wetten auf platzende Kredite kleinerund mittlerer Unternehmen und Haeuslebauer wuchsen ins Unermessliche.Weltweit stopften sich insbesondere Banken ihre Portfolios (Aktiva!)voll mit CDS in Erwartung sprudelnder Gewinne. Das selbst inDeutschland die kleine IKB voll war mit CDS, beweist, wie weit dieseSchrottpapiere weltweit verstreut sind. Wussten die deutschen Bankenzu diesem Zeitpunkt von dem Risiko? Hier hat wohl die Gier ueber denVerstand gesiegt.
Im Jahr 2006 – Passiva und Aktivaueberschritten gerade die 8-Billionen-Marke – begann dieKreditvergabe in den USA schwierig zu werden. Der US-Binnenmarkt warnicht mehr willens, sich in erforderlichem Umfang weiter zuverschulden. 8 Billionen Dollar Schulden lasteten auf Unternehmer undPrivate, und der Hypothekenmarkt begann zu stagnieren – Alarm!
DieUS-Bürger sind bereits hochgradig überschuldet - unddiejenigen, die dabei reich geworden sind, sehen keinen Sinn mehrdarin, sich für neue Projekte zu verschulden. Schließlichwird es immer schwieriger, neue Märkte zu erschließen unddabei Gewinne zu machen, wenn hinten und vorne kein Geld - und damitkeine Kaufkraft - mehr im Markt ist.
In 2007 schliesslich platzte dieHypothekenblase. Zwar wechselten mit dem Zusammenbruch der Schuldnerzigtausende Haeuser ihren Besitzer (die Banken eigneten sich somitzahllose Sachwerte an), doch der Preisverfall ist so dramatisch, dassanstelle von Assets auf der Aktivseite der amerikanischen Banken nunriesige Loecher klaffen.
Das Problem: Die Bank hat riesigeZahlungsverpflichtungen in ihren Passiva. Geldvermoegen auf derPassivseite sind ja nichts anderes als Schulden der Bank, fuer diesie Zinsen zahlen muss. Platzen die Assets auf der Aktivseite, wirdnicht nur die Bilanz schief, da Aktiva immer gleich gross wie Passivasein muessen.
Vor allem aber kann die Bank keine Guthabenzinsen mehrzahlen und damit ihren Zahlungsverpflichtungen gegenueber ihrenAnlegern nachkommen – das Spiel ist aus, game over, die Bank istPleite. Und je groesser die Bank - genauer: je groesser dieBilanzsumme der Bank – ist, umso groesser ist das Risiko desZusammenbruchs. (Die Deutsche Bank hat uebrigens eine Bilanzsumme vonueber 2 Billionen Euro – so hoch wie das gesamte deutscheBruttoinlandsprodukt!)
Bricht die Bank zusammen, platzt dieBombe, verrichten die finanziellen Massenvernichtungswaffen ihr Werk:Die Bank, als Emittent zahlloser CDS, kann den Kaeufern ihrerkreierten CDS kein Geld mehr ueberweisen. Diese Kaeufer jedoch warenueberwiegend andere Banken, die darauf wetteten, dass die CDS inihren Portfolios auf der Aktivseite einen Wert darstellen.
Die Bankenhaben nichts, ausser den uneinbringlichen Forderungen. Und um sich zuretten, müssten sie diese uneinbringlichen Forderungenverbriefen (also Wertpapiere herausgeben) und diese verkaufen. Nur -das gelingt nicht. Wer kauft schon Forderungen, wenn klar ist, dasssowohl die Schuldner, wie auch die Verkäufer der Forderungenpraktisch zahlungsunfähig sind?
Nun stellen weltweit die Banken fest,dass ihre CDS, ein Grossteil ihrer Aktiva, im Grunde wertlos sind –womit sie ploetzlich ebenso in Schieflage geraten, wie die zuvorzusammengebrochene Bank. Und da die nun betroffene Bank ebenfallsEmittent zahlloser CDS ist, entwickelt sich eine dramatischeKettenreaktion im gesamten Bankensystem, aehnlich der Zuendung einernuklearen Bombe.
Das, was wir bisher gesehen haben, warnur ein kleines Vorgeplaenkel.
Das richtig grosse Beben in denFinanzmaerkten kommt erst noch. Zumindest in den USA ist man sichsicher, dass ein Run auf die Banken bevorsteht, alle Staaten der Weltsich von ihren Dollarreserven trennen (die dann in die amerikanischeBinnenwirtschaft fluten) und eine Flucht der Hochfinanz in dieSachwerte einsetzt.
Die Politiker haben sich vor Kurzemweltweit darauf geeinigt, die Loecher in den Aktiva der Banken mitCash zu stopfen. Bis zur kommenden Hyperinflation ist Bargeldmomentan die einzige Loesung, die Bilanzen der Banken wiederauszugleichen, doch die bisherigen Milliarden sind angesichts derastronomischen Loecher erst ein Tropfen auf dem heissen Stein.Weltweit laufen die Notenpressen auf Hochtouren.
Doch die Krise wird dadurch nichtgemanagt, sondern fortgeschrieben: Da die unabhaengigen Zentralbankendas Bargeld nicht verschenken, sondern gegen Zins verleihen, werdendie Loecher in den Banken mit Hilfe von Staatsverschuldung gestopft.Die Verschuldung setzt sich fort. Die Schuldenkrise wird mitgigantischer Neuverschuldung nach hinten verlagert und demSteuerzahler aufgebuerdet. Es ist das alte Spiel, wobei Gewinneprivatisiert und Verluste sozialisiert werden.
Alexander Czerny,
Jahrgang 1974, studierte nach Abitur und Zivildienst zunächstWirtschafts- und Politikwissenschaften und schloss dann ein Studiumder neueren und neuesten Geschichte an. Seit Jahren ist er als"Ghostwriter" in der Thematik "InternationaleFinanzmärkte" unter anderem auch für attac tätig.Nach einem Praktikum bei WEED*) ist er dort weiter als freierMitarbeiter auf den Gebieten Internationale Währungsbeziehungen,Makroökonomie und Internationale Finanzmärkte tätig.*) WEED = World Economy, Ecology & Development (Weltwirtschaft,Ökologie & Entwicklung), eine nichtstaatliche Organisationaus Deutschland, die 1990 gegründet wurde und sich seitdemfür eine sozial gerechte und ökologisch zukunftsfähiggestaltete Globalisierung einsetzt.