China steckt nach Ansicht vieler Wirtschaftsexperten bereits tief in einer Rezes-
sion, auch wenn die Regierung diese Einschätzung zurückweist. „Stahl, Auto,
Chemie – in fast allen industriellen Bereichen sehe ich in China derzeit starkes
Negativwachstum“ sagte Jörg Wuttke, Präsident der Europäischen Handels-
kammer in Peking, der ZEIT. Ricardo Hausmann, Wirtschaftsprofessor an der
Harvard-Universität, sieht China ebenfalls in der Krise. Sinkende Exporte und
Investitionen für Exportindustrien erzeugten einen starken Abwärtssog, sagte
er. Zugleich schrumpften auch Investitionen in die nicht-exportabhängige Wirt-
schaft. „Damit sind alle Bestandteile einer Rezession vorhanden“, sagte Haus-
mann.
Die chinesische Regierung hatte dagegen erklärt, die Wirtschaft sei auch im
vierten Quartal 2008 mit 6,8 Prozent gewachsen. Allerdings waren Chinas Aus-
fuhren, die in den vergangenen Jahren stets zwischen 20 und 40 Prozent zu-
nahmen, im November und Dezember erstmals rückläufig. Für das erste Quar-
tal 2009 rechnet Qu Hongbin, China-Analyst der Londoner HSBC-Bank, mit ei-
nem Minus von 19 Prozent. Wang Qing, China-Analyst bei der US-
Investmentbank Morgan Stanley in Hongkong, spricht neuerdings von einer
„harten Landung“ für China. Die chinesische Wirtschaft sei im vierten Quartal
2008 gegenüber dem dritten um 1,7 Prozent geschrumpft, sagte er.
Der berühmte New Yorker Wirtschaftsprofessor Nouriel Roubini, der schon die
Finanzkrise vorhergesagt hatte, sagte, noch 2007 habe China 19,5 Prozent
zum weltweiten Wachstum beigetragen. „Jetzt fällt die Nachfrage in China, es
gibt in China Überkapazitäten und zugleich eine globale Angebotssättigung“,
sagte Roubini. Das habe „sehr, sehr gravierende Folgen“