Großbritannien steht wirtschaftlich am Abgrund. Immer wieder hat sich das Königreich gegen den Euro gewehrt. Doch nun, nach dem Absturz des Pfundes, scheint sich ein Sinneswandel abzuzeichnen.
Während Ökonomen davor warnen, den Euro mit einem weiteren schwachen Mitglied aufzuweichen, freut sich der EU-Wirtschaftskommissar schon auf den baldigen Beitritt.
Die Aussichten für einen Beitritt Großbritanniens zur Eurozone stehen nach Einschätzung von EU-Wirtschaftskommissar Joaquin Almunia gut. "Die Chance, dass Großbritannien der Eurozone beitritt, ist groß", sagte Almunia in Madrid.
Die britische Staatsministerin fürEuropa-Angelegenheiten Caroline Flint hatte indes Anfang Januarerklärt, dass die Frage eines Beitritts derzeit kein Thema sei.
Während in Fachkreisen schon über den Austritt der PIGS-Staaten (Portugal, Irland, Griechenland, Spanien) orakelt wird, verkündet Almunia Durchhalteparolen: "Das Risiko, dass ein Land den Euro wieder abgibt, ist gleich null."
Euro-Kritiker sehen dagegen die Chancen eines Austritts aus der Einheitswährung bei 100% innerhalb der nächsten Jahre. Selbst in Italien gibt es immer lautere Diskussionen darüber, ob der Euro auch in Zukunft akzeptiert werden soll. Die Zinsaufschläge bei den Anleihen der betroffenen Länder sprechen jedenfalls eine eigene Sprache und demnach ist der Verbleib im Euro keineswegs als sicher zu interpretieren.
Im Zusammenhang eines möglichen Austritts der PIGS-Staaten von einen "Risiko" zu sprechen, sei ebenfalls eine Fehlinterpretation seitens des EU-Kommissars, so Kritiker. Denn ein Austritt der betroffenen Staaten sei kein Risiko, sondern ein Gewinn für den Euro.
Auf der anderen Seite sei ein möglicher Beitritt Großbritanniens keine "Chance" sondern eine Belastung für die Gemeinschaftswährung - angesichts der Abwertung des Pfundes im letzten Jahr.
Im vergangenen Jahr war der Euro rund 30 Prozent zum Pfund gestiegen. Die starke Wirtschaftsflaute in Großbritannien und der Währungsverfall führten erneut zur Diskussion über einen Euro-Beitritt. Der Präsident der Europäischen Kommission, Jose Manuel Barroso, hatte im November Spekulationen mit der Äußerung angeheizt, einige hochrangige britische Vertreter würden doch einen Euro-Beitritt in Erwägung ziehen.