Wie der milliardenschwere Spekulant am Dienstag in der russischenZeitung "Wedomosti" in einem Artikel schreibt, handelt es sich um denbereits seit 40 Jahren bestehenden Mechanismus der Sonderziehungsrechte(SDR). Dieser Mechanismus soll in erster Linie den Randstaaten helfen,die Krise zu meistern.
Der massive Wirtschafts- und Finanzkrise macht deutlich, wie ungerechtdas entstandene Finanzsystem ist: Sie sei zwar in den USA entstanden,die größte Last müssten aber die "peripheren Länder" tragen, so Soros.
Angreifbar wurden die Wirtschaften dieser Länder infolge der ihnenaufgezwungenen Marktdisziplin - einer Reihe von politischenEmpfehlungen, die Haushaltsdisziplin, Privatisierung, Deregulierung derMärkte, Liberalisierung des Handels u. a. vorsahen.
All diese Schritte wurden den lateinamerikanischen und anderen Staatenvon der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds empfohlen, alssie von Krisen erfasst worden waren.
Nun müssen die so genannten Randstaaten, aus denen das Kapitalabgezogen wird, innerhalb kürzester Zeit die Möglichkeit bekommen,viele Kurzzeitkredite aufzunehmen. Außerdem müssten sie auch Zugang zulangfristigen Krediten bekommen, so Soros.
"Die internationalen Institutionen stehen nun vor einer neuen Aufgabe:Die Peripherie muss vor dem Sturm geschützt werden, der von den USAausgeht", betonte er. Die Zukunft der Weltbank und des IWF hänge davonab, wie erfolgreich sie diese Aufgabe meistern würden. Im Falle einesScheiterns würden sie in Bedeutungslosigkeit versinken.
Die 200 Milliarden Dollar, über die der IWF heute verfügt, reichen füreine systematische und substantielle Hilfe für die Randstaaten nichtaus. "Die einfachste Lösung würde in neuem Geld bestehen", hieß es.
In diesem Zusammenhang verwies Soros auf den Mechanismus der SpecialDrawing Rights (SDR). Diese 1969 kreierte Geldeinheit wird vom IWF fürinternationale Verrechnungen verwendet. "Alles, was man braucht, umdiesen Mechanismus in Gang zu setzen, ist seine Billigung durch 85Prozent der IWF-Mitgliedsstaaten", stellt Soros fest.
Die SDR-Papiere könnten sich als überaus nützlich erweisen, wenn diereichen Länder ihre Begrenzungen für die SDR ausleihen bzw. opfernwürden. Die internationalen Institutionen würden dann die zielbezogeneNutzung dieser Mittel kontrollieren.
Sollte die Anwendung der SDR-Scheine in riesige Dimensionen vorstoßen -etwa eine Billion Dollar - so würde der uneigennützige Schritt derreichen Länder in Wirklichkeit auch deren Interessen dienen, weil damitdie Weltwirtschaft stimuliert und die Exportmärkte der Industrieländergefördert werden.
Die Länder mit einem stabilen Haushaltsüberschuss könnten zusätzlich zuihren Investitionen in langfristige Staatsverbindlichkeiten andererLänder ein neues IWF-Programm für schnelle Finanzhilfe (Short TermLiquidity facility - STL) finanzieren. Im Rahmen dieses Programmskönnten die Länder bei der Aufnahme von Drei-Monate-Darlehen die ihnenzustehenden Quoten fünffach überschreiten.
Wie Soros in diesem Zusammenhang feststellt, darf heute beispielsweiseBrasilien lediglich 23,4 Milliarden US-Dollar im Rahmen desSTL-Programms als Darlehen aufnehmen, obwohl die eigenen Reservendieses Landes rund 200 Milliarden Dollar ausmachen. Ein flexiblererneuer Fonds würde viel mehr helfen.
Außerdem könnte der IWF die Aktiva der peripheren Länder in denjeweiligen nationalen Währungen mit seinen Reserven in deninternationalen Devisen garantieren, meint der Financier.
Die Umverteilung der Quoten sei zwar ein "schmerzhaftes Problem", dieUSA und Europa würden aber im Endeffekt von den von ihnenerforderlichen Zugeständnissen profitieren.
"Der optimale Weg wäre eine Aktivierung der SDR-Anwendung in einemgroßen Umfang", stellt Soros abschließend fest. "Die neueUS-Administration wäre den Hoffnungen der ganzen Welt gerecht, wenn siediesen Weg eröffnen würde."
Ria Novosti