Da ist er nun: der allgegenwärtige Datenskandal. Seit Monaten häufen sich die Meldungen von Unternehmen mit Datenlecks und Ausspähaktionen. Früher war dies kaum möglich. Die Daten der Bürger und Kunden standen auf Pappkärtchen, die in Schubladen oder Kisten einsortiert wurden, wobei diese wiederum in großen Archiven lagerten. Es war schlicht unmöglich, diese Datensätze beiläufig auszuspähen, zu kopieren oder im großen Stil zu vermarkten.
Dann hielt die moderne Elektronische Datenverarbeitung (EDV) Einzug. In den Siebziger- und Achtzigerjahren des letzten Jahrtausends waren die Rechner noch langsam; Speicher war knapp bemessen und enorm teuer.
In den neunziger Jahren wurden die Systeme leistungsfähiger und preiswerter. Die Datenvernetzung - die ihren Ursprung in Mailboxen und BTX hatte - mündete in ein globales Netz; dem uns bekannten Internet. Und die Daten aller Bürger - inklusive Bankverbindung und Einkaufsprofil - passen mittlerweile auf einen fingernagelgroßen Datenträger, der sich bequem und schnell vervielfältigen und transportieren lässt.
Nicht die lasche Gesetzgebung oder die kriminelle Energie einiger zwielichtiger Gestalten ist Schuld an den „Datenskandalen“. Vielmehr bringt es die fortschreitende Technisierung zwangsläufig mit sich. Jeder Bürger - auch mit geringem Einkommen - kann heutzutage aufwendige „James Bond“-Technologie billig einkaufen und bedienen. Kugelschreiber mit eingebauter USB-Kamera gibt es bisweilen sogar als Werbegeschenk etablierter IT-Firmen.
Was früher auf Millionen Karteikarten stand, kann sich der interessierte Sachbearbeiter in der Mittagspause kopieren. Was er damit anstellt, lässt sich natürlich weder nachvollziehen noch vereiteln. Nie waren die Daten flüchtiger als heute. Und das Problem wird sich in Zukunft mit Sicherheit noch weiter verschärfen.
Etwas Abhilfe schafft nun ein amtliches Formular, das nur selten den Weg in die Mainstreammedien findet. Es handelt sich um die Beantragung einer Auskunfts- und Übermittlungssperre. Bei der Übermittlungssperre wird der Behörde untersagt, von sich aus entsprechende Daten herauszugeben; bei einer Auskunftssperre hingegen darf die Behörde bei einer Anfrage die Daten nicht herausgeben. Ausnahmen sind natürlich die Datenherausgabe bei Strafverfolgung und die automatische Übermittlung der Daten an die Gebühreneinzugszentrale (GEZ).
Die Übermittlungssperre
Jeder Bürger darf auf sein Einwohnermeldeamt gehen, dieses Formular ausfüllen und der Übermittlung seiner Daten in folgenden Fällen widersprechen:
1) Übermittlung an Adressbuchverlage
2) Übermittlung bei Alters- und Ehejubiläen
3) Übermittlung der Daten an Parteien
4) Übermittlung der Daten an Religionsgemeinschaften
5) Widerspruch gegen Internetauskunft.
Die Auskunftssperre
Die Auskunftssperre kann beantragt werden, wenn Leben, Gesundheit und Freiheit des Antragsstellers in Gefahr sind. Konkret: Wenn ein Bürger von einer bestimmten Person oder Personengruppe verfolgt wird, kann - bei entsprechender Begründung - die Herausgabe von persönlichen Daten, wie die Wohnanschrift, unterbunden werden.
Natürlich ist das gerade besprochene Formular nicht die ultimative Lösung im Umgang mit sensiblen Daten. Aber es ist ein Anfang, die eigenen Daten ein gutes Stück unter Kontrolle zu halten.
Der Text darf - mit Quellenangabe und Autorenname - vervielfältigt und kopiert werden. Besuchen Sie den Autor auf Twinsearcher - Generations Ahead!
Hier kann ein Formular zur Ansicht heruntergeladen und ausgedruckt werden: ---> Zum Formular
