Die Kommissionsstudie beschreibt an Einzelbeispielen aus dem verarbeitenden und dem Baugewerbe, dass die Finanz- und Wirtschaftskrise überall bisher nicht gekannten Produktions- und Absatzrückgängen führt. Der Geschäftsklimaindex (Business Climate Index/BCI), den die EU-Generaldirektion Wirtschaft und Finanzen seit 1985 erstellt, ist nun auf das niedrigste Niveau seit seiner Einführung gefallen.
Besonders die Automobilindustrie, die in der EU direkt 2,2 und indirekt 12 Millionen Menschen beschäftigt, ist von der anhaltenden Kreditklemme hart betroffen. „Der allgemeine Zugang zu Krediten spielt für die Autoindustrie eine wichtige Rolle, da 60 bis 80 Prozent der Privatwagen in Europa mit Krediten gekauft werden“, heißt es in der Analyse, die der FTD vorliegt. Allerdings sei es auch für Hersteller oft unmöglich, über Anleihen Kapital aufzunehmen. So konnten die französischen Hersteller PSA (Peugeot und Citroën) und Renault mit einer Anleihe bei Investoren kein Interesse erregen.
Die Analyse warnt weiter, dass die Krise desaströse Folgen für Lebensmittelherstellung und -sicherheit habe: „Die Kombination aus fallenden Landwirtschaftspreisen und reduzierter Zugang zu Krediten dürfte die negative Folgen auf die Landwirtschaft der ärmsten Staaten haben, was ernste Auswirkungen auf die Lebensmittelsicherheit nach sich zieht und die Preisvolatilität verschärft.“
In der Stahlindustrie verzeichnen die Kommissionsökonomen Auftragseinbrüche von 43 bis 57 Prozent. Der Absturz ist verbunden mit einer aggressiven Verkaufspolitik chinesischer Hersteller. Zugleich, so warnt die Studie, schotten China, Indien, Russland und möglicherweise die USA ihre Märkte immer weiter gegen EU-Stahl ab.
Verheugen warnte die Regierungen und seine eigene Behörde davor, in „blinden Aktionismus“ zu verfallen. „Die Mitgliedsstaaten und die Kommission dürfen sich nicht in der Rolle des Weißen Ritters (bei Unternehmensrettungen) gefallen“, so der Industriekommissar. „Die finanziellen Möglichkeiten der EU und der Mitgliedsstaaten stoßen an ihre Grenzen.“