Barack Obama konnte zwarden ersten Etappensieg verbuchen; ihm ist aber selbst bewusst, das essich um einen sehr beschwerlichen Marathonlauf handelt. Immerhin istsein 790 Mrd. Konjunktur-Programm trotz starker Proteste derRepublikaner durchgekommen. Die Rede von dem neuen US-FinanzministerGeithner enttäuschte zwei Tage zuvor die Anleger.
Eine Bad Bank,die zum Teil vom Staat und zum Teil von Privaten getragen wird,könnte eine vorübergehende Lösung sein. Damit bekommtman aber nicht die Kuh vom Eis. Eines dürfte in der letztenWoche klar geworden sein. Obama und auch Finanzminister Geithnerwerden in diesem Jahr zu sehr unbequemen Maßnahmen gezwungensein, die nicht im Sinne der Wall Street sein werden.
Die meisten WallStreet-Akteure scheinen immer noch nicht begriffen zu haben, wieErnst die Lage in den USA ist. Es besteht sogar die Gefahr, dass 1000Banken Pleite gehen können; bisher sind „erst“ 34 Bankenseit 2008 und in diesem Jahr 8 Banken in den USA in die Insolvenzgegangen, aber die Insolvenzwelle rollt unaufhörlich weiter. DieArbeitslosenzahlen werden weiter steigen und der Konsum dürfteabnehmen.
In New York müssen viele Nobel-Läden auf der 5thAvenue jetzt schließen und Mitarbeiter entlassen. DieUnternehmensgewinne dürften in den USA mehr einbrechen als zuvorangenommen. Schon im 4. Quartal 2008 schlossen die S&P-Unternehmenper saldo mit einem Verlust. Allerdings sind Discounter jetztgefragt, denn auch das amerikanische Volk muss und will jetzt sparen.
Pepsi Cola und Coca Cola konnten den Gewinn noch um 10% steigern undsind relativ krisenresistent. Und dennoch wird der Konsum irgendwanndramatisch einbrechen. Der renommierte US-Ökonom Shiller hältsogar eine Depression für möglich. Eine Depression ist aberin den Aktienkursen in den USA noch nicht eingepreist.
AndereUS-Ökonomen wie Nouriel Roubini glauben daran, dass sich die USAfrühestens im Jahr 2011 erholen kann. In dieser harten Zeit derMarkt-Bereinigung im Banken- und Versicherungssektor und derMega-Staatshilfen wird immer wieder wohl öfters auch die„Systemdiskussion“ aufkommen. Ich erwarte vor allem weitereHiobsbotschaften im Versicherungssektor wegen der Hybrid-Produkte.Der englischer Versicherer Lloyds ha schon den Anfang gemacht undeinen Verlust von 10 Mrd. € gemeldet. Der Kurs brach um über35% am Freitag ein.
Obama hat schon denausufernden Boni bei den Banken den Kampf angesagt. Deutsche Bankerwie die Investmentbanker der Dresdner Bank Wasserstein AG wollen ihreBoni in Höhe von 400 Mio. € zur Not einklagen und schafften esdamit recht unrühmlich auf die Seite 1 der Bild-Zeitung.
Diezuvor sehr arrogant aufgetretenen Banker aus England wurden jetztganz kleinlaut, ebenso die Banker der Citbank und Bank of Amerika,die nur durch einen letzten Kraftakt in letzter Minute gerettetwerden konnten. Einen Rekordverlust von über 4 Mrd. € meldeteauch die Credit Suisse, Ausgerechnet die angesehenen Schweizer Bankerlagen also in 2008 völlig daneben.
Auch hier versagte dasRisikomanagement und es mangelte an Durchblick für die komplexenProdukte, was schon sehr verwundert, da Schweizer Banken eherkonservativ anlegen. Von den deutschen Landesbanken wollen wir erstgar nicht reden.
Nun wird möglicherweisedie Hypo Real Estate AG doch verstaatlicht, was zu einem Totalverlustfür die Aktionäre führen kann. Die Steuerzahler,bürgen schon mit 100 Mrd. €. Wie viel will der Staat nochnachschießen – ein Fass ohne Boden! Viele britische undamerikanische Banken sind faktisch bankrott. Im Grunde ist fast dasganze amerikanische Bankensystem bankrott.
Anstelle dieHavard-Absolventen mit Doktorhut in die Abteilungen desRisikomangements zu schicken, wurden sie im Investmentbankingangeheuert, um möglichst undurchschaubare Produkte zukonstruieren, was ein Billionengeschäft war. Der Schuss ging nunnach hinten los. Ebenso gehören aber auch die Käuferdieser toxischen Prokte auf die Anklagebank, denn die Bankenzerstören ganze Volkswirtschaften. Dabei hatte die RBS sehr guteAnalysten im Haus.
Die RBS war mit die erste Bank, die schon Mitteletzten Jahres einen Kursverlust von über 20% beim S&P, alsoeinen Crash, vorhersahen, nur wollte wohl der eigene Vorstand seinenAnalysten nicht glauben. Auch jetzt kommen aus dem Hause der RBS diedüstersten Prognosen für die USA. Wer im Glashaus sitzt,soll nicht mit Steinen schmeißen. Die RBS kann froh sein, wennsie die nächste Pleitewelle, die komme wird, überlebt.
Zu den vermeidbarenRisiken kommen jetzt auch die Risiken für notleidendeUnternehmens- und Konsumentenkredite. Die bisherigen Rekordverlustesprechen zwar schon eine deutliche Sprache, der wahreAbschreibungsbedarf ist aber wohl noch wesentlich höher.Barclays konnte noch mit einem künstlichen Gewinn von 6 Mrd.Pfund (7 Mrd. €) überraschen, weil sie Teile der insolventenLehman Brothers preiswert erwerben konnten.
Fast alle anderen Bankenmelden aber Rekordverluste in 2008, wobei ich bezweifele, dass damitschon alles abgeschrieben ist. Die Deutsche Bank AG meldete einenRekordverlust von 3,9 Mrd. € für 2008. Die UBS schaffte im 4.Quartal einen Rekordverlust von 5,4 Mrd. € und im Gesamtjahr 2008von 13 Mrd. €. Dennoch will die Bank hohe Boni für „verdiente“Mitarbeiter auszahlen.
Selbst die sonst soangesehenen und allseits verehrten Manager der US-Elite-UniversitätHarvard verloren im letzten Jahr 22% und damit 6,2 Mrd. € anVermögen. Dabei gilt die Havard Management Company alsvorbildliches Investmenthaus und ist bekannt für eineausgewogene Vermögensaufteilung. Ein Viertel derTOP-Investment-Profis muss jetzt den Hut nehmen
In Deutschland gab dasBIP im 4Q08 um 2,5% nach, was bereits ein starker Konjunktureinbruchist. Der Anlagenbau und er Export nahmen stark ab. Nun beginntallmählich auch das Sterben von mittelständischenTraditionsunternehmen wie Märklin, Schiesser und Rosenthal - unddas alles in einer Woche. In Australien starben 150 Personen durcheinen Flächenbrand.
Das hat leider Symbolkraft. Es ist nochimmer ungewiss, ob die Regierungen der Welt jetzt mehr Öl oderWasser ins Feuer gießen mit den Mega-Konjunkturprogrammen, diezudem wirkungslos sein könnten. Was dann bleibt, ist dieVerschuldung und dann ist am letzten Ende der Steuerzahler gefragt.
Es könnte zu starken Protesten auf der Straße undUmverteilungsdiskussionen kommen. Dass nun ausgerechnet dieSchaeffler-Gruppe einen Mrd-Kredit vom Staat bekommt, ist nichtnachvollziehbar und macht das Volk wütend. In Hamburg gingenGewerkschaftler der HSH Nordbank schon auf die Strasse mit denSpruchbändern wie „Schließt die Finanzcasinos, denn sievernichten massenweise Arbeitsplätze“. Sie mögen damitRecht haben.
Die Wall Street scheintdie Gefahren jetzt zu ahnen und war am 12. Februar bis 1 Stunde vorHandelsschluss kurz vor dem Absturz als die (vom PP-Team gestreute)Meldung über die Hilfe bei den Hypothekeninhabern für einenfuriosen Schlussspurt sorgte. Der Dow Jones fiel am 12. Februar unterdie charttechnisch wichtige Marke von 7850 Indexpunkten bis auf 7700Indexpunkte. Danach schien aber das „Plunge Protection Team“aktiv zu werden und „gegen zu steuern“.
Short-Seller wurden ausden Markt geworfen, so dass der Dow Jones in einer Stunde um über200 Indexpunkte von 7700 auf 7932–Indexpunkte hochschnellte. Damitwurde der Dow nur knapp vor dem Absturz gerettet, der aber in dennächsten närrischen Woche in den noch geöffnetenFinanzcasino erfolgen kann.
Unter 7700 Indexpunkte besteht akuteAbsturzgefahr, dann auch für den DAX und anderen Weltbörsen.Am Freitag den 13., schloss der Dow Jones fast unverändert zumVortag mit Minus 22 Punkten bei 7909 Indexpunkten und der DAX leichtim Plus bei 4413 Indexpunkten. 100 Punkte darunter wird es fürbeide Indices sehr bearish.
Die Moskauer Börsewar hingegen in der letzten Woche trotz Rubelkrise und des schwachenÖlpreises in der letzten Wochen einer der am besten performendenBörsen der Welt. Der RTS stieg von unter 500 auf über 600Indexpunkte um 20%, so dass nur noch ein Minus von 3,2 seitJahresbeginn verblieb. Mitte Januar war der RTS noch mit über20% im Minus.
Auch allen anderen Ostbörsen gaben bis Ende Januarkräftig um 15 bis 25% nach. Die Moskauer Börse ist aberaußerordentlich volatil. Ich bleibe bei meiner Prognose dervolatilen Seitwärtsbewegung für dieses Jahr, was aber auchgute Trading-Chancen von 20-30% in wenigen Tagen eröffnet.Einige Rohstoffwerte stiegen sogar um über 30% an einem Tag,nachdem sie bis Mitte Januar um 20-30% eingebrochen waren- einEldorado für Trader! Sogar auch einige Ölwerte konnten sichkräftig erholen, obwohl der WTI-Ölpreis mit 42 USD/Barrelimmer noch ein sehr niedriges Niveau hat. Vielleicht gelingt jetztverspätet das Decoupling einiger Emerging Marktes.
Die Börsenin China und Brasilen sind schon im Plus und Moskau könnte nochfolgen, wobei auch die bilaterale Beziehung Russlands zu den USA mitdem dialogfähigen Obama besser werden könnte. Im All hates allerdings schon gekracht: ein russischer und amerikanischerSatellit prallten frontal aufeinander und schwirren nun in ihrenEinzelteilen im All herum. Hoffentlich hat nicht auch dasSymbolwirkung. Auch im All scheint man den Überblick zuverlieren.
Wie geht es weiter? Nachdem Mondkalender wird es weiter abwärts gehen. NächsteWoche stehen uns närrische Tage auch an der Börse bevor.Bleiben Sie lustig. Ein geeigneter Karnevalsspruch für die Büd´wäre: „Und die Moral der Geschicht´, traue einem Bankernicht, denn wenn es regnet, lässt er dich sowieso im Stich!“.Aber wir haben nun einen großen staatlichen Regenschirm, unterdem aber leider nicht alle Platz haben.
Fazit: Fällt der DowJones nachhaltig unter 7700 Indexpunkte, könnten die Bullen unddas letzte Woche sehr erfolgreich agierende „Plunge ProtectionTeam“ kapitulieren. So richtig gefährlich wird es aber erstbei einem Dow Jones von unter 7500 Indexpunkten, denn dann ist eineneue Tsunami-Welle an den „Finanzcasinos“ im Anmarsch. Vieleerkennen den Ernst der Lage immer noch nicht so richtig. Wir wissenjetzt nach den Horror-Monaten Oktober und November 2008 ganz genau,wie solche Kapitulationsphasen aussehen können.
Insofern sollten auch anden Ostbörsen die schönen Trading-Gewinne vor allem an derMoskauer Börse mitgenommen und mehr in Liquidität gegangenwerden, wobei Goldaktien aufgrund des gestiegenen Goldpreises weitergefragt sein könnte. Der Goldpreis stieg auf ein neuesJahreshoch von 948 USD/Unze um am Freitag wieder auf 941 USD/Unzeleicht zu konsolidieren. Ich bleibe weiter bullish für Gold undSilber. Auch defensive Titel wie Telekomaktien könnten relativstabil bleiben.
Ein Balanced Portfolio zwischen Dividendenpapierenund Unternehmensanleihen ist aussichtsreich. Ich propagiereweiterhin eine Multi-Asset-Management-Strategie nach dem AbsoluteReturn-Ansatz mit Alternativen Investments (Hedgefonds), PrivateEquity. Gold, Holz und einen aktiven Trading-Ansatz bei den EmergingMarket-Aktien. Fast alle diese Module waren im letzten Jahr im Plus.
Einige Empfehlungen diesbezüglich sind im neuen EAST STOCKTRENDS (www.eaststock.de) nachzulesen. Es wird weiter volatilbleiben, solange die Finanzcasinos noch geöffnet sind. NutzenSie daher auch die Trading-Signale und Trading-Chancen auf derOstbörsen-Hotline 09001-8614001 (1,86 € /Min.)
TV-Hinweise: Dasletzte TV-Interview vom Autor in NTV/Telebörse vom 4. Februarüber Ost-Währungs-Zertfikate können Sie sichrunterladen unter http://www.teleboerse.de/1097581.htmlund das letzte Interview mit dem Autor über die Auswirkungender Rubelkrise im DAF unter www.anleger-hernsehen.de(dort unter Suchfunktion „Männicke“ eingeben. Das nächsteTV-Interview mit dem Autor ist am 4. März in NTV/Telebörse. Seminar-Hinweis:Melden Sie sich jetzt an für das nächsteESI-Ostbörsen-Seminar „Optimale Anlagestrategien in unsicherenZeiten mit dem Russland-Special Jahrhundertkrise=Jahrhundertchance?“am 27. Mai in Frankfurt/M. unter www.eaststock.de(oder direkt bei der ESI GmbH , Jüthornstr. 88, 22043 Hamburg,Tel: 040/6570883) an. Bestellen Sie jetzt auch den kostenlosenNewsletter von Andreas Männicke unter www.andreas-maännicke.de.