In dieser lausigen Marktsituation muss Conti den viel zu teuren Milliardenzukauf VDO - der im Abschluss 2008 eine Wertberichtigung von 1,2 Mrd. Euro notwendig machte - verdauen und damit zusammenhängend die gigantische Verschuldung von 10,5 Mrd. Euro (Gearing 190%) schleunigst reduzieren.
Als sei das nicht alles schon genug, hat Conti auch noch den finanzklammen Großaktionär Schaeffler am Haken, der ohne Entgegenkommen der Banken kaum zu retten ist, aber gleichwohl irgendwelche Kooperationsvorstellungen hat. Die Kreditinstitute werden wohl dort demnächst das Ruder übernehmen und damit indirekt auch bei Conti. Das könnte mittelfristig für Conti wieder die Selbständigkeit bedeuten.
Operativ ist zunächst eine absolute Herkulesarbeit notwendig. Und die muss Conti-Chef Karl-Thomas Neumann mit einer runderneuerten Vorstandsmannschaft bewältigen. Conti macht sich selbst Mut und weist darauf hin, dass nach der Übernahme von Teves und Temic das Gearing auch schon mal in abschreckende Dimensionen vorgedrungen war. Aber man habe sich schnell wieder berappelt.
Conti sollte sich nicht durch die Dramatik bei Schaeffler ablenken lassen. Die eigene Entschuldung muss absolute Priorität haben. Schon 2010 steht die Umfinanzierung einer Fazilität von 3,5 Mrd. Euro an. Ein schwieriges Unterfangen für ein auf Ramsch-Niveau geratetes Unternehmen. Für 2010 wurde bislang eine Rückführung des Verschuldungsgrads auf "80 bis 100%" versprochen. Dies lässt sich nicht halten. Für 2009 wird wieder ein freier Mittelzufluss zur Schuldentilgung von rund 600 Mill. Euro erhofft. Aber in diesem Tempo geht der Schuldenabbau zu langsam voran. In einem fallenden Markt scheinen Portfolioverkäufe unausweichlich. Mit Schaeffler hat das aber alles nichts zu tun.