Lieber Leser,
die Wahrscheinlichkeit, dass ein US-Zinsschritt bereits in der nächsten Woche beschlossen wird, beträgt derzeit 91 %. Dieser Wert stammt vom Terminmarkt, der damit auf die vielen Reden der führenden FED-Mitglieder reagierte. Diese erhöhte Wahrscheinlichkeit belastet den Goldpreis. Nicht nur, weil ein Zinsschritt kommt, sondern weil man annimmt, dass die darauffolgenden Zinsschritte ebenfalls ziemlich zügig nacheinander beschlossen werden.
Realzinsen fallen bei Bonds attraktiver aus
Wie gewöhnlich reagierte der Goldpreis auf solche Erwartungen viel schneller und dynamischer als der US-Dollar-Kurs. Der Grund dafür sind die Realzinsen. Werden schneller steigende Renditen bei Anleihen erwartet, während die Inflation nur gemächlich steigt, fällt die Realrendite von Bonds höher aus. Das belastet den Goldpreis, da er als Inflationsschutz gilt, dieser Schutz aktuell jedoch abzüglich der aktuellen Inflation nicht notwendig ist.
Was könnte den Preisverfall bremsen?
Darüber hinaus wird weiterhin ein festerer US-Dollar erwartet. Und je nachdem, wie sich die Geldpolitiker zur geplanten Straffung im Rahmen der nächsten Sitzung erklären, so dürfte auch der US-Dollar anschließend reagieren. Der Goldpreis ist daher gerade dabei, die hohe Wahrscheinlichkeit zur kontinuierlichen Straffung einzupreisen. Nur eine stark steigende Inflation sowie erhöhte Risiken, ausgehend womöglich von den kommenden Frankreich-Wahlen, könnten den Goldpreis in diesem Umfeld noch stützen.
Ein anderer unterstützender Faktor könnte sich aus dem US-Dollar ergeben. das wäre der Fall, wenn der US-Dollar trotz der Zinsanstiege nur verhalten weiter steigt und womöglich ein Top ausbildet. Ob das aber passiert, das kann keiner beurteilen. Einige währungstypische Faktoren wie die fundamentale Überbewertung könnten jedoch durchaus dafür sprechen, dass das Potential fürs Erste ausgereizt ist.