Liebe Leser,
die Anleger warten weiterhin – wie gestern hier im „Schlussgong“ beschrieben – auf die Worte und Taten der Notenbanken. Eine lockere Geldpolitik kann die Aktienkurse weiter nach oben treiben, eine starke Straffung der Geldpolitik wäre eine Kursbremse. Was also tun als Anleger? In solchen Börsenzeiten können Sie zum Beispiel verstärkt auf Wandelanleihen setzen. Diese Wertpapiere bieten Ihnen aktuell ein gutes Chancen-Risiko-Verhältnis.
So funktioniert eine Wandelanleihe
Eine Wandelanleihe ist im Prinzip nichts anderes als eine Unternehmensanleihe. Mit dem Kauf leihen Sie einem Unternehmen Geld. Geld, für das jährlich Zinsen gezahlt werden und das Sie am Ende der Laufzeit wieder zurückerhalten können. Im Unterschied zu normalen Unternehmensanleihen gibt es bei Wandelanleihen aber noch ein besonderes Extra: Bei Fälligkeit können Sie entscheiden, ob Sie den Nominalwert der Wandelanleihe ausgezahlt haben möchten (zum Beispiel 1.000 Euro je Anleihe) oder Aktien des betreffenden Unternehmens.
Ein Beispiel: Sie können wählen, ob Sie 1.000 Euro oder 25 Aktien der Meier AG ausgezahlt bekommen. Sind die 25 Aktien zusammen mehr wert als 1.000 Euro (wenn der Aktienkurs zum Beispiel bei 50 Euro liegt), empfiehlt sich die Annahme der Aktien. Sind die Aktien weniger wert, lassen Sie sich den Nominalwert in Höhe von 1.000 Euro zurückzahlen. Zusätzlich kassieren Sie in beiden Fällen während der gesamten Laufzeit jedes Jahr Zinsen.
Wie viele Aktien Sie pro Wandelanleihe bekommen, ist von vornherein definiert. Sie wissen es also schon bei der Emission beziehungsweise beim Kauf der Wandelanleihe. Klar ist: Liegt der Gesamtwert der Aktien über dem Nominalwert der Anleihe, lassen Sie sich lieber die Aktien auszahlen und verzichten auf das geliehene Geld. Auch die Unternehmen profitieren von Wandelanleihen. Für sie ist das eine Möglichkeit, neue Aktien herauszugeben und damit ihr Eigenkapital zu erhöhen. Das ist bei weitem nicht so spektakulär wie ein Börsengang – bringt aber im Idealfall neues Geld ins Unternehmen.
Welche Eckpunkte wichtig sind
Wenn Sie in Wandelanleihen investieren möchten, sollten Sie diese Schlüsselbegriffe kennen:
Nominalwert: Wer eine Wandelanleihe kauft, bekommt zunächst einmal eine Anleihe, die genauso funktioniert wie andere Anleihen auch. Sie hat einen Nominalwert (auch als „Nennwert“ bezeichnet) und eine bestimmte Laufzeit. Am Ende der Laufzeit ist die Rückzahlung des Nominalwerts vorgesehen. Typische Größen für den Nominalwert sind 1.000 Euro, 50.000 Euro und 100.000 Euro. Mit Wandelanleihen, die einen Nominalwert von 1.000 Euro haben, wollen Unternehmen auch Privatanleger ansprechen. Liegt der Nominalwert höher, richtet sich das Angebot ganz gezielt an Fonds oder andere Großinvestoren. Der Vorteil für die Unternehmen bei den großen Nominalwerten: Da der Gesetzgeber davon ausgeht, dass große Nominalwerte nicht für Privatanleger gedacht sind, müssen die Unternehmen weniger bürokratische Hürden überspringen. Die Emission einer solchen Wandelanleihe ist deutlich einfacher und günstiger (im Gegenzug fallen die Privatanleger als Käufergruppe aus). Das ist aber der Grund, warum es leider nur sehr wenige Wandelanleihen mit einem Nominalwert von 1.000 Euro gibt.
Zinskupon: Diese Zahl bezeichnet den jährlichen Zins, auf den Sie als Inhaber einer Wandelanleihe ein Recht haben. Der Zinskupon bezieht sich immer auf den Nominalwert. Bei Wandelanleihen ist er meist deutlich niedriger als bei vergleichbaren Unternehmensanleihen ohne Wandlungsrecht.
Wandlungspreis: Als Anleger haben Sie die Möglichkeit, auf eine Rückzahlung Ihres eingesetzten Kapitals zu verzichten. In diesem Fall machen Sie von Ihrem Wandlungsrecht Gebrauch. Statt der Rückzahlung des Nominalwerts erhalten Sie dann die Aktien des Emittenten. Schon bei der Emission der Wandelanleihe steht fest, ab welchem Kurs sich das lohnt. Dieser Kurs nennt sich Wandlungspreis. Der Wandlungspreis gibt also an, zu welchem festgelegten Kurs die Wandelanleihe in Aktien umgetauscht werden kann. Ob Sie von Ihrem Wandlungsrecht Gebrauch machen oder nicht, ermitteln Sie ganz einfach anhand des Wandlungspreises: Liegt der Aktienkurs über dem Wandlungspreis, lohnt sich das. Liegt der darunter, lohnt sich das nicht und Sie lassen sich lieber den Nominalwert auszahlen.
Umtauschverhältnis: Diese Zahl bestimmt, wie viele Aktien Sie für beispielsweise 1.000 Euro Nominalbetrag einer Wandelanleihe bekommen. Auch das Umtauschverhältnis steht von vornherein bei Emission der Wandelanleihe fest.
Fazit: Gutes Investment in unsicheren Zeiten
Wenn Aktien hohe Gewinnchancen bieten, aber auch Risiken in Sicht sind, können Sie überlegen, ob nicht eine Wandelanleihe im direkten Vergleich zur Aktie das bessere Investment ist. Ausblick: In einer Fortsetzung zu diesem Thema erfahren Sie, wie sich Wandelanleihen und herkömmliche Unternehmensanleihen unterscheiden und warum Sie Wandelanleihen nicht mit Aktienanleihen verwechseln sollten.