Die Schaffung der Eurozone ohne koordinierte Wirtschaftspolitik, quasieine Eurozonen-Wirtschaftsregierung, war ein schwerer Fehler. Daszeigt sich besonders jetzt für Deutschland, weil nun dieBeistandspflichten für Eurozonenmitglieder akut werden, dieeigentlich gar nicht vorgesehen sind.
Die Mißgeburt derEinheitswährung kam zustande, weil Kohl wegen der Ängste umdie deutsche Wiedervereinigung ein politisches Signal an Frankreichsetzen wollte, wonach die Allmacht der Deutschen Bundesbankin Europa zu Ende kommen sollte.
Weder Kohl, noch der in diesem Projektbesonders engagierte Genscher, verstanden viel von Wirtschaft. Derschon abgetretene Helmut Schmidt machte seine Sorgen vordeutschen Beistandszahlungen an schlapp machende Eurozonenpartneröffentlich. Doch das half nicht gegen die Borniertheit von Kohl,Genscher u.Co..
Mangels wirksamer Koordinierung derWirtschaftspolitiken liefen die Inflationsraten in der Eurozoneentgegen den Hoffnungen der Autoren dieses Systems nie parallel undkonnte die EZB nie einen Zins setzen, der für allepaßte.
So war die Inflation seit 2000 in mehreren Länderndoppelt oder fast doppelt so hoch als in Deutschland (Abb. 06004). DieNachfrage privater Haushalte entwickelte sich extremunterschiedlich, wobei Deutschland mit einer stagnierenden Nachfrageauch die Exporte der Eurozonenpartner nach Deutschland ausbremste (Abb.13680).
Die Staatsverschuldung wuchs ebensounterschiedlich und reicht nun von 18 % des BIP für Luxemburg bis113 % für Italien (Abb. 06088). Italien zog in den Euro, um dieVerzinsung seiner hohen Lira-Schuld in einen vielniedrigeren Eurozins abzusenken.
Griechenland mogelte sich sogar mitfalscher Statistik zu seinen staatlichen Defiziten hinein. Aus demgleichen Grund der Zinssenkung meldeten sich schon weiterehochverschuldete EU-Länder aus Osteuropa, wie Polen oder diebaltischen Länder zum Beitritt an.
Vor allem aber konnten Anpassungen der unterschiedlichenWettbewerbsfähigkeit nicht mehr über denWechselkurs stattfinden, wie es sonst zwischen Ländern mitunterschiedlicher Wirtschaftsentwicklung absolut normal ist.
Deutschland schuf sich durch eine negative Lohnpolitik und den Druckeinesabsichtlich aufgebauten riesigen Niedriglohnsektors einenkünstlichen Wettbewerbsvorteil und begann gewaltigeExportüberschüsse in der Eurozone aufzubauen, die nicht durchWährungsanpassung zu kontrollieren waren.
2007 hatte die Eurozonebereits 58,4 % am deutschen Exportüberschuß und war derEurozonenüberschuß gegenüber dem Jahr 2000auf das Zweieinhalbfache gestiegen (Abb. 14639).
Schlimmer noch: Deutschland exportierte im Schutz des vergleichsweiseniedrigen Euroaußenkurses, der durch die insgesamt ausgeglicheneAußenhandelssituation der Eurozone gedämpft wurde, aufTeufel komm raus und baute nach
China den bei weitem größtenLeistungbilanzüberschuß auf (Abb. 03870). Die ganzedeutsche Industriestruktur wurde immer mehr auf Export umgestellt, vomLuxusauto angefangen. Nun ist diese vom Euro und einer falschendeutschen Wirtschafts- und Sozialpolitik verschuldete Blasegeplatzt.
Deutschland hat nicht nur den Schaden aus der nun falschenIndustriestuktur mit stark einbrechendem Export, sondern auch noch dieBeistandspflichten gegenüber den besonders schwachenEurozonenpartnern am Hals.
In der globalen Krise werden derenStaatsanleihen nur noch bei extrem hohen Zinsen am Markt akzeptiert unddemnächst vielleicht gar nicht mehr, was die schon jetzthohen Zinsen auf deren Staatsanleihen zeigen (Abb. 03872). D
ieseSituation drückt auch seit Wochen den Kurs des Euro gegenüberdem Dollar nach unten, obwohl in USA die Notenpresseheißläuft und daher eigentlich das Gegenteil eintretensollte (Abb. 03781).
Und doch kann Deutschland gerade jetzt in der Krise nicht aus dem Euro.Ein solcher Schritt würde den Kurs der wiedereingeführtenDM in gespenstische Höhen treiben, vor allem gegenüber denHaupthandelspartnern in der EU, und das Schicksals des deutschenExports endgültig besiegeln.
Außerdem müßtebefürchtet werden, daß ein solcher Schritt in dergegenwärtigen Lage die gesamte Europäische Unionauseinanderreißen würde. In Washington, Moskau und Pekingwürden dann die Sektkorken knallen. Europa verfiele wieder in dieKleinstaaterei früherer Jahrhunderte.
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