Österreichs führender Wirtschaftsforscher hat dieWarnungen von Ratingagenturen über das potenzielle Risiko fürÖsterreich und seine Banken durch das große Engagement in Osteuropakritisiert. Die Agenturen würden das Risiko überzeichnen, sagte derChef des Wiener Wirtschaftsforschungsinstitutes, Karl Aiginger.
Ohne Zweifel sei Österreichinzwischen viel stärker mit den mittel- und osteuropäischen Staatenverflochten als noch vor wenigen Jahren. Das gelte aber gleichermaßenfür ganz Europa und vor allem für Deutschland, sagte derWirtschaftsforscher. "Das Risiko wird von Analysten aber übertrieben."Die Analysen seien nicht differenziert genug und beachteten die Dynamikdieser Länder nicht. Mittel- und Osteuropa habe in den vergangenenJahren stark aufgeholt und sei stärker gewachsen als Westeuropa.
VergangeneWoche hatte Moody's vor dem Risiko für die Banken gewarnt. EineVerschärfung der Krise in Osteuropa könnte zu höheren Kreditausfällenführen. Letztlich würden damit die westeuropäischen Mütter gefährdet.Das Bankensystem in der Region wird vor allem durch österreichische,deutsche, italienische und französische Geldhäuser dominiert. DieAktien dieser Institute standen in den vergangenen Wochen wegen despotenziellen Risikos stark unter Druck.
Aiginger bemängelte zudemdie bisherige Ignoranz der Europäischen Union (EU) gegenüber den größerwerdenden Schwierigkeiten in Osteuropa. Österreichs Regierung bemühtsich um ein Konjunkturprogramm für die Region, stieß bisher aber aufwenig Gegenliebe in der EU. "Für ganz Europa ist Osteuropa wichtig",sagte Aiginger. Österreichs Exporte gehen derzeit zu 30 Prozent indiese Region, aber auch bereits 22 Prozent der deutschen Ausfuhren."Das nur als österreichisches Problem darzustellen, ist kurzsichtig."
Osteuropawerde nach dem Ende der Krise schneller wieder auf einen Wachstumspfadeinschwenken, sagte der Wirtschaftsforscher. Die Region ist in denvergangenen Jahren im Durchschnitt doppelt so schnell gewachsen wieWesteuropa. Die Wirtschaftskrise dürfte Aiginger zufolge im erstenHalbjahr 2009 ihren Tiefpunkt durchschreiten, danach sollte es zu einerStabilisierung kommen. Die Erholung dürfte aber nur langsam eintreten.Erst ab 2011 rechnet Aiginger wieder mit signifikantem Wachstum.
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