Mit Hilfe raffinierter Schnüffel-Software ist der US-Technologiekonzern Honeywell
jederzeit in der Lage, die Computer seiner weltweit rund 130000 Mitarbeiter
auszuforschen. Internen Unterlagen zufolge wurde auf nahezu allen Rechnern des
Unternehmens, darunter auch die der rund 6000 deutschen Honeywell-Mitarbeiter,
eine Software namens EnCase installiert. EnCase kann laut Angaben seiner Her-
stellerfirma in kürzester Zeit die komplette Festplatte des angezapften Rechners
auf einen zentralen Server kopieren und als Beweismittel sichern. Das Programm,
das auch von deutschen Sicherheitsbehörden und dem FBI bei der Verbrechens-
bekämpfung benutzt wird, ist zudem in der Lage, bereits gelöschte Dateien wieder
sichtbar zu machen.
Erfahren haben die deutschen Honeywell-Mitarbeiter von der Schnüffel-Software auf
ihren Rechnern erst durch den Tipp eines externen EDV-Dienstleisters. Seither
versuchen die Arbeitnehmervertreter, die Anwendung von EnCase zumindest hierzu-
lande zu verhindern und das Programm wieder von den Rechnern nehmen zu las-
sen, weil es aus ihrer Sicht „in unzulässiger Weise in die Persönlichkeitsrechte der
Arbeitnehmer eingreift“.
Honeywell dagegen erklärt, man habe EnCase in Deutschland bislang nicht aktiviert.
Der Konzern werde die Software nur nutzen, um die Sicherheit seiner Informatio-
nen und die Mitarbeiter vor Bedrohungen aus dem Netz zu schützen. Ende März
soll nun das Arbeitsgericht Offenbach klären, ob Honeywell durch die EnCase-In-
stallation Mitbestimmungsrechte in Deutschland verletzt hat. Juristen halten Pro-
gramme wie EnCase hierzulande aus Datenschutz- und Persönlichkeitsrechts-
gründen für äußerst problematisch. DER SPIEGEL 10/2009