Liebe Leser,
Gazprom hat in den ersten 9 Monaten mehr umgesetzt und unter dem Strich auch mehr verdient. Das operative Ergebnis brach dagegen aufgrund deutlich gestiegener Kosten um 46% auf 567,8 Mrd RUB ein. Verantwortlich für den Anstieg des Nettogewinns waren ein positives Finanzergebnis und nicht höhere Gaspreise. Die sind sogar gesunken, weil der Gaspreis mit einer Verzögerung von etwa 6 Monaten dem Ölpreis folgt. Im November/Dezember zog der Gaspreis wieder kräftig an. Zudem war der Winter in Europa vergleichsweise kalt, sodass das 4. Quartal stark ausgefallen sein dürfte.
Gazprom braucht also Geld und wird vermutlich die Dividende einfrieren
Den Jahresbericht veröffentlicht Gazprom zwar erst im April. Bekannt ist aber, dass die Gasexporte nach Europa im vergangenen Jahr um 12,5% auf den Rekordwert von 179,3 Mrd m³ gestiegen sind. Dies zeigt, dass Gas von Gazprom wettbewerbsfähig ist und Zukunft hat. Denn wenn die Europäer die CO2-Emissionen senken wollen, kommen sie an Gas nicht vorbei. Entsprechend will Gazprom noch mehr Gas nach Europa exportieren und treibt daher den Bau der Pipeline Nord Stream 2 voran.
Allerdings wird der Konzern das rund 10 Mrd € teure Projekt allein finanzieren müssen. Und auch der Bau der Pipeline nach China verschlingt Milliarden. Gazprom braucht also Geld und wird vermutlich die Dividende einfrieren, Anleihen emittieren und Vermögenswerte verkaufen. Eine weitere Baustelle sind die sinkenden Gasverkäufe in Russland und den ehemaligen GUS-Staaten aufgrund der zunehmenden Konkurrenz durch Novatek und Rosneft. Auch in Europa droht Ungemach, sollten die USA mit dem Export von Flüssiggas beginnen.