Lieber Leser,
im Schlepptau eines wieder etwas festeren Ölpreises zog die Aktie von Rosneft am Mittwoch und Donnerstag ansehnlich an. Dabei hatte der größte russische Ölkonzern Nachrichten im Gepäck, die auf den ersten Blick wenig positiv anmuten.
Europäischer Gerichtshof weist Sanktionsklage der Russen ab
Laut dem Europäischen Gerichtshof sind die im Zuge der EU-Sanktionen gegen Rosneft verhängten Strafmaßnahmen rechtens. Damit ist es europäischen Banken auch weiter untersagt, Kredite an den russischen Konzern zu vergeben. Der Argumentation Moskaus, dass die Sanktionen nicht präzise genug formuliert seien und zudem gegen das 1994 geschlossene Partnerschaftsabkommen verstießen, folgten die Richter nicht.
Strafmaßnahmen ohnehin faktisch wirkungslos
Dass die gerichtliche Niederlage für Rosneft keine große Sache ist, zeigt die Reaktion des Markts auf die Mitteilung. Für Anleger ist vielmehr die Frage interessant, ob sie sich einige Rosneft-Aktien ins Depot legen sollten. Keine Frage: Der Ölriese verfügt über erstklassige Lagerstätten in Russland mit überwiegend günstigen Förderkosten. Zudem wird der Staatskonzern bei neuen Ausschreibungen stets bevorzugt behandelt.
Auf der anderen Seite muss man sich im Klaren darüber sein, dass das Wohl und Wehe Rosnefts primär vom Putins Willen abhängt. Und Russland Präsident steht unter einem gewissen Druck, da er einen Staatsapparat etabliert hat, der eigentlich einen Ölpreis um 100 US-Dollar benötigt, um finanziell zu funktionieren. Vor diesem Hintergrund ist mir ein Investment in Rosneft zu gefährlich, auch wenn die Aktie von steigenden Ölpreisen sicherlich mit in die Höhe gezogen wird. Aber das gilt auch für amerikanische oder europäische Titel, die ich eindeutig bevorzugen würde, wenn ich an eine Rally beim Schmierstoff der Weltwirtschaft glauben würde.