Liebe Leser,
junge Unternehmen aus dem Biotech-Bereich sind immer eine spannende Geschichte, sowohl aus Sicht der involvierten Forscher und Firmeninhaber als auch aus Aktionärswarte. Jederzeit kann der ganz große Wurf gelingen, der ein kleines Unternehmen mit bescheidenen Umsätzen in einen Milliardenkonzern transformiert. Bevor es so weit ist, gibt es eigentlich nur zwei wesentliche Punkte im Geschäftsbericht zu beachten: Welche Fortschritte machen die wichtigsten Produkte? Und wie sieht die Finanzierung aus? Sprich: Ist genügend Liquidität vorhanden, um die Forschungsarbeit bis zur Marktreife zur gewährleisten?
Ab kommenden Jahr droht eine Finanzierungslücke
Beim bayerischen Biotech-Unternehmen 4SC stellt sich die Lage nach Präsentation des Geschäftsberichts 2016 am 29. März wie folgt dar: Zum Stichtag 31. Dezember 2016 betrugen die liquiden Mittel noch 11,33 Mio. Euro und halbierten sich damit zum Vorjahr. Der Vorstand geht davon aus, dass die jetzigen Barmittel noch zwölf Monate ausreichen werden. Dabei kalkuliert das Unternehmen mit monatlichen Kosten zwischen 0,6 und 1,4 Mio. Euro.
Diese Finanzplanung ist mehr als knapp bemessen. Das wesentliche Produkt, das 4SC in der Pipeline hat, ist Resminostat. Dort laufen bereits einige vielversprechende Studien. Doch mit den endgültigen Studienergebnissen und einem Antrag auf Zulassung rechnet 4SC laut Geschäftsbericht erst für 2019. Für den zweiten wichtigen Wirkstoff 4SC-202 sollen erst in diesem Jahr die Phase-II-Studien starten. Mit anderen Worten: Ein konkreter Termin für eine Marktzulassung ist derzeit überhaupt noch nicht abzusehen. Dadurch ergibt sich aus meiner Sicht mindestens für 2018 und 2019 eine Finanzierungslücke.
Wie will der Vorstand um den CEO Dr. Jason Loveridge dieses Problem lösen?
Man ist sich bei 4SC dieser Problematik natürlich bewusst. Doch wirklich konkrete Angaben finden sich noch nicht im Geschäftsbericht. Dort heißt es lediglich: „Zur Finanzierung der genannten Vorhaben ist neben den derzeit verfügbaren Mitteln der Zufluss wesentlicher weiterer Gelder notwendig, die sich 4SC kurzfristig am Kapitalmarkt zu beschaffen plant.“
Außerdem erhofft sich das Unternehmen zusätzliche Einnahmen „durch weitere Lizenzpartnerschaften für nicht strategisch relevante Projekte“. Und schließlich heißt es: „Mit den Partnerschaften sollen sowohl kurzfristige Mittelzuflüsse erzielt als auch das langfristige Wertpotenzial dieser Entwicklungsprogramme optimal ausgeschöpft werden.“
Fazit: Anleger werden sich noch gedulden müssen, um mehr über die genauen Finanzierungsmaßnahmen zu erfahren. Es ist aber absehbar, dass dies noch im laufenden Geschäftsjahr geschieht. Denn die aktuelle Finanzlage lässt gar keinen anderen Schluss zu. Dann üben wir uns mal in Geduld und hoffen das Beste!