Liebe Leser,
Trotz oder vielleicht gerade wegen größerer Erfolge in den vergangenen Jahren ist eine Depot-Umschichtung von Zeit zu Zeit sehr sinnvoll. Denn: Auch wenn Ihr Depot in den vergangenen Jahren gut gelaufen ist und Sie derzeit keine Angst vor größeren Rücksetzern oder gar einem Crash haben, sollten Sie Ihr Depot umschichten. Hier gilt nicht die Sportlerweisheit: „Never change a winning team!“ (Ändere nie ein erfolgreiches Team!).
Warum das so ist, erfahren Sie gleich. Zu Beginn einer jeden „Investorenkarriere“ an der Börse steht entsprechend der jeweiligen Risikomentalität und den persönlichen Zielen und Wünschen die Überlegung einer Anlagestrategie oder zumindest die Überlegung, in welche Anlageklassen und in welchem Maße investiert werden soll.
Letzteres wird in der Fachsprache auch als „Asset Allocation“ bezeichnet. Gemeint ist mit diesem Begriff im Grunde nichts anderes als die Vermögensaufteilung. Falls Sie an der Börse konservativ agieren möchten, bietet sich die 70:30- Strategie an. 70% des Kapitals investieren Sie in relativ sichere Anlagen (Mischfonds, Value-Aktien wie Nestlé, Coca-Cola oder Reckitt Benckiser und Cash-Reserven) und 30% in spekulative Investments (wachstumsstarke Nebenwerte, Schwellenländer, Rohstoffe).
Achten Sie auf das Gleichgewicht in Ihrem Depot
Läuft die Börse gut, werden die spekulativen Positionen überdurchschnittlich gut abschneiden und die konservativen Anlagen wertmäßig abhängen. Nach 12 Monaten kann es dann passieren, dass Ihr Depot auch ohne aktive Umschichtung ein 50:50-Verhältnis erreicht hat. Aufgrund der hohen Kursgewinne kommen die spekulativen Werte zusammen auf ein Depot-Gewicht von 50%. Genau dann müssen Sie entscheiden, ob Sie bewusst etwas offensiver anlegen möchten, oder ob Sie nicht doch mit der 70:30-Strategie ruhiger schlafen können.
Wenn das so ist, müssen Sie bei den spekulativen Positionen Gewinne mitnehmen (also Teile dieser Positionen verkaufen) und das freie Kapital in die konservativeren Positionen investieren. Diesen Vorgang nennt man „Re-Balancing“ – also das Depot wieder ins Gleichgewicht bringen. Wenn Sie das nicht machen, wird Ihre Depot-Struktur spätestens nach drei Jahren nicht mehr zu erkennen sein.
Dann haben Sie ein Zufalls-Depot. Eine unerwartete Börsenentwicklung kann Sie dann auf dem falschen Fuß erwischen. Es empfiehlt sich daher, Ihr Depot mindestens einmal pro Jahr gründlich unter die Lupe zu nehmen. Vergleichen Sie die aktuelle Struktur und Gewichtung mit dem Ausgangswert. Gibt es deutliche Abweichungen, bieten sich die oben beschriebenen Umschichtungen an.
Damit diese Depot-Optimierung auch regelmäßig durchgeführt wird (in guten Phasen „vergisst“ man diese Arbeit erfahrungsgemäß gern), sollten Sie sich einen festen Termin aussuchen. Das können die oft ruhigen Börsentage im Dezember oder Januar sein, aber auch ein Wochenende in den Sommerferien. Wichtig ist nur, dass Sie beim Depot-Check einen festen Rhythmus einhalten.