Liebe Leser,
wie aus einer aktuellen Studie des Branchenverbandes BIO Deutschland hervorgeht, können börsennotierte Biotech-Firmen weitaus mehr Kapital für Forschung & Entwicklung aufwenden als ihre privaten Konkurrenten. Dies schlägt sich in der Folge in einem deutlich schneller wachsenden Umsatz sowie in einer höheren Mitarbeiterzahl nieder.
Der Verband zeigt sich deshalb alarmiert. Der Vorstandsvorsitzende Peter Heinrich äußerte sich zu der Problematik wie folgt: „Der Stillstand bei FuE-Investitionen in nicht börsennotierten Unternehmen macht uns trotz sonst guter Kennzahlen große Sorgen.“ Diese Erkenntnisse stehen damit im krassen Gegensatz zu anderen Studienergebnissen, die der Verband Mitte März präsentierte.
Damals hob man den gestiegenen Einfluss von deutschen Biotech-Unternehmen auf die „Wertschöpfung in der Gesundheitsindustrie“ hervor: Sprich: Die Firmen sind einerseits angesichts ihres Gesamtumsatzes ein wichtiger Wirtschaftsfaktor geworden, andererseits aber auch elementarer Innovationstreiber für andere Industrieunternehmen.
Was folgt aus dieser Entwicklung?
Der logische Schluss wäre, dass in Zukunft noch mehr Biotech-Firmen an die Börse drängen. Die verantwortlichen Geschäftsführer werden mit Sicherheit sehr genau die Entwicklung ihrer Konkurrenten wie MorphoSys, MediGene, Paion, Evotec, Epigenomics oder Mologen beobachtet haben. Die Beispiele verdeutlichen, dass ein Börsengang nicht völlig ohne Druck und Risiko ist, aber in Gänze doch sehr viele Chancen bieten kann.
Allerdings herrschte in den vergangenen beiden Jahren IPO-Flaute in Deutschland. Zwar verliefen Debüts von Uniper, innogy oder zuletzt Aumann recht vielversprechend. Doch viele Börsengänge wurden verschoben oder ganz abgesagt. Die Unwägbarkeiten der wirtschafts- und geopolitischen Lage derzeit sowie tendenziell überhitzte Aktienmärkte haben die Skepsis wachsen lassen.
Aus Sicht von Anlegern wäre es aber wünschenswert, wenn mehr Biotech-Unternehmen den Schritt wagen würden. Denn kaum eine andere Branche erfreut sich unter Aktionären ähnlicher Beliebtheit. Kein Wunder: Hier lockt die Aussicht auf die 10.000%-Chance – also große Kursrenditen bei kleinem Einsatz. Je mehr Unternehmen aus diesem Sektor auf dem Börsenparkett vertreten sind, umso besser lässt sich das Risiko streuen. Die Logik ist simpel: Nicht jede Biotech-Firma wird sich zum Milliardenkonzern entwickeln können. Aber auch nicht alle Forschungsprojekte werden scheitern.