Lieber Investor,
Wenn wir uns die Entwicklung der letzten Monate ansehen, gibt es wenig Grund zur Klage. Der neue US-Präsident ist umstritten wie nur wenige seiner Vorgänger, doch an der Börse startete mit seiner Wahl ein Kursfeuerwerk der Extraklasse. Befragt nach dem Grund für die steigenden Kurse nannten die Investoren die Hoffnungen auf Steuersenkungen und staatliche Konjunkturprogramme.
Hoffnungen sind eine feine Sache. Sie beflügeln schnell die Gemüter. Das bedeutet aber nicht, dass sie sich auch sofort in harten Kaufentscheidungen niederschlagen. Wer hofft, dass es mit der Wirtschaft aufwärtsgeht, wird sich deshalb nicht gleich in neue Unkosten stürzen. Dies wird erst geschehen, wenn tatsächlich auf dem eigenen Konto mehr Geld eingeht als in den Monaten davor.
Schwindet die Hoffnung auf bessere Zeiten unter dem neuen US-Präsidenten?
So zeigte beispielsweise das Modell der Notenbank von Atlanta zur Zukunft der wirtschaftlichen Entwicklung in den USA, GDPNow genannt, einen scharfen Rückgang im März an, während das Modell der New Yorker Fed mit Namen Nowcast eine stabile Entwicklung der Wirtschaft in den Vereinigten Staaten vorhersagte.
Beide Aussagen stammen von amerikanischen Notenbanken, schließen einander aber aus. Der Unterschied bei der Ermittlung der Daten liegt darin, dass das New Yorker Modell Stimmungsindikatoren wesentlich stärker berücksichtigt als es das Modell aus Atlanta tut. Hier orientiert man sich eher an den harten Fakten und bewertet deshalb die einen tatsächlichen Kauf höher als die Kaufabsicht.
An dieser Stelle zeigt sich die Gefahr, in der die Märkte augenblicklich schweben. Sie wurden in den letzten Monaten von Faktoren getragen, die nicht stabil bzw. nicht bis in alle Ewigkeit fortsetzbar sind. Schwindet die Hoffnung auf bessere Zeiten unter dem neuen US-Präsidenten und reduzieren die US-Unternehmen ihre kreditfinanzierten Dividenden und Aktienrückkaufprogramme, lassen sich die hohen Bewertungen nicht dauerhaft halten. In diesem Fall droht uns an den Aktienmärkten weltweit mehr als nur eine vorübergehende Korrektur.
EinBeitrag von Dr. Bernd Heim.
Herzliche Grüße
Ihr Robert Sasse