Die Gesellschafter der Herzogenauracher Schaeffler Gruppe, Maria-Elisabeth
Schaeffler und ihr Sohn Georg, räumen ein, Fehler bei der Übernahme der dreimal
größeren Continental AG gemacht zu haben. „Unser Fehler war, dass wir die Zukunft
falsch eingeschätzt haben“, sagte Maria-Elisabeth Schaeffler in einem Gespräch
mit dem Hamburger Nachrichten-Magazin DER SPIEGEL. „Mit dem Wissen von heu-
te, hätte man eine solche Transaktion mit dieser Verschuldungsthematik sicher nicht
gemacht“, ergänzte Georg Schaeffler. Familie Schaeffler räumte ein, den positiven
ökonomischen Grunddaten des Sommers 2008 vertraut und warnenden Signalen
zu wenig Beachtung beigemessen zu haben. „Wir haben selbstverständlich nega-
tive Szenarien durchgespielt“, so Georg Schaeffler. „Doch wenn ein Unternehmer
sich allein an dem wenig wahrscheinlichen Worst-Case-Fall orientiert, macht er gar
nichts mehr. Am Ende hatten wir dann leider ein Szenario, dass man als perfek-
ten Sturm bezeichnen kann“, sagte Georg Schaeffler.
Die Schaeffler-Eigentümer sehen sich vor allem als Opfer der Wirtschaftskrise, die
auch durch die Politik verursacht worden sei. Man habe die Situation „nicht allein
zu verantworten“. Die Veränderung der Weltwirtschaft sei „zum Teil politisch und
zum Teil durch die Banken verschuldet“, sagte Maria-Elisabeth Schaeffler. „Insofern
steht der Staat in einer Verantwortung.“ Schaeffler verhandelt mit der Regierung
über Staatshilfe für das hochverschuldete Unternehmen.
Die Aufregung über ihren Pelzmantel, die Tränen bei einer Mitarbeiter-Demonstra-
tion und den roten Schal, den sie bei einem Treffen mit der IG--Metall-Spitze trug,
kann Maria-Elisabeth Schaeffler nicht verstehen. Sie fühle sich „als vermeintliche
Milliardärin stigmatisiert, mit Häme überschüttet und auf den Kleiderschrank re-
duziert“. Frau Schaeffler: „Es sollte um die Sachargumente gehen, und nicht um
die Frage, ob man im Büßerhemd erscheint. Ich gebe aber zu, dass ich es dadurch
ohne Absicht einigen leicht gemacht habe, hieraus populistisch Kapital zu schla-
gen.“
Die Schaeffler Gruppe hat inzwischen ein Sanierungskonzept erarbeitet. „Unser Kon-
zeptvorschlag liegt jetzt den Banken vor“, sagte Georg Schaeffler. Man hoffe,
„dass sie schnell auf unser Konzept reagieren, weil wir vermeiden wollen, in den
Wahlkampf gezogen zu werden“.