Das Deflationsrisiko "ist der wichtigste Faktor für unseren geldpolitischen Entscheid der letzten Woche gewesen", sagte SNB-Präsident Jean-Pierre Roth der Zürcher Wirtschaftszeitung "Finanz und Wirtschaft".
Den Vorwurf, die Schweiz habe damit die Gefahr eines internationalen Abwertungswettlaufs in Kauf genommen, wies Roth zurück. Für die SNB sei es zentral, dass sich der Franken nicht weiter aufwerte, da dies eine geldpolitische Lockerung wieder zunichte mache. "Wir stecken in einer lehrbuchmässigen Liquiditätsfalle, haben aber kaum Erfahrung damit", sagte Roth.
Die Liquidität bleibe im System stecken. "Deshalb öffnen wir neue Kanäle, indem wir quantitativ lockern." Dazu gehöre auch das Aufkaufen von Anleihen privater Emittenten. Damit wolle die SNB die Risikoaufschläge am Kapitalmarkt nach unten bringen. Das Vorgehen sei Neuland für die SNB. "Es ist nicht einfach. Wir befinden uns derzeit in einer Versuchsphase."
Die zurzeit in den Industrieländern ergriffenen Massnahmen gegen die Wirtschaftskrise seien langfristig nicht ohne Risiken, sagte Roth. "Alle Regierungen und Notenbanken denken derzeit nur daran, wie die nächsten sechs Monate bewältigt werden können." Das ist in seinen Augen verständlich und richtig "aber langfristig gefährlich" und "Gift für die Volkswirtschaft". Nach der Krise müssten Lehren gezogen werden, forderte Roth.
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