Die internationale Kommission aus Diplomaten, Militärs, Historikern und Völker-
rechtlern, die im Auftrag der Europäischen Union den Ablauf des Kaukasus-Kriegs
im vorigen August untersucht, bringt den georgischen Staatschef Micheil Saa-
kaschwili in Bedrängnis. Die Ermittler konzentrieren sich auf Aussagen der georgi-
schen Führung während der ersten Kriegstage. Sie haben Indizien gesammelt, die
womöglich darauf hinweisen, dass Saakaschwili nicht eine „russische Aggression“
abwehrte, wie er bis heute behauptet, sondern den Krieg selbst angezettelt hat.
Eine Schlüsselrolle nimmt dabei die im Fernsehen dokumentierte Aussage des
georgischen Generals Mamuka Kuraschwili ein, der am 7. August verkündete, sein
Land habe beschlossen, „in der gesamten Region die verfassungsmäßige Ordnung
wiederherzustellen“. Derselbe Wortlaut findet sich angeblich in dem georgischen
Tagesbefehl Nr. 2 vom selben Tag, den Moskauer Geheimdienstler abgefangen ha-
ben wollen und der Kommission zugänglich gemacht haben. Die Führung in Tiflis
will das umstrittene Dokument dagegen nicht herausrücken, weil es sich um ein
Staatsgeheimnis handele. Sollte sich der Befehl als echt herausstellen, wäre Saa-
kaschwili wohl der Lüge überführt. DER SPIEGEL 13/2009