Liebe Leser,
geo-wirtschaftliche Großthemen wie der Austritt Großbritanniens aus der EU, die anstehenden Wahlen in Frankreich und Deutschland, die Geldpolitik der EZB, der Ölpreis und nicht zuletzt der protektionistische Kurs des neuen US-Präsidenten lassen 2017 zu einem Schicksalsjahr der globalen Wirtschaft werden.
Im Zuge des Commerzbank-Research-Programms veröffentlicht das Geldinstitut regelmäßig Einschätzungen zu volkswirtschaftlichen Angelegenheiten. Man könnte auch sagen: Die Commerzbank wirft einen Blick in die Glaskugel, wobei die Schlussfolgerungen selbstverständlich auf nachvollziehbaren Fakten beruhen. Schauen wir uns die brandneuen Analysen und Meinungen der Experten zu den anstehenden Themen im Detail an.
Europa und die EZB
Jörg Krämer, Chefvolkswirt bei der Commerzbank, sieht die aktuelle Entwicklung in Europa positiv und attestiert den europäischen Unternehmen eine optimistische Einstellung. Maßgeblich verantwortlich hierfür sei die „lockere Geldpolitik der EZB“, welche „allmählich in der Realwirtschaft“ ankomme. So sollen in diesem Jahr 1,8 % beim Wirtschaftswachstum im Euroraum erreicht werden, so die Commerzbank-Volkswirte.
Der Druck auf die EZB, „früher aus der expansiven Geldpolitik auszusteigen“, intensivierte sich zuletzt aufgrund der stärker werdenden Inflation. Jener Druck dürfte abfallen, sobald die „Inflationsrate im Jahresverlauf weiter sinkt“, so die Commerzbank-Experten weiter. Für 2017 prophezeien die Analysten lediglich einen moderaten Anstieg der Verbraucherpreise, der durchschnittlich bei 1,4 % liegen soll. Eine baldige Anhebung der Zinsen sieht Commerzbank Research jedenfalls vorerst nicht.
Frankreich
Der erste Wahlgang der französischen Präsidentschaftswahl findet am kommenden Sonntag (23. April) statt. Die Commerzbank-Analysten prognostizieren den Wahlsieg von Emmanuel Macron. Der für sozial- und wirtschaftsliberale Positionen bekannte Kandidat sei jedoch „kein Heilsbringer“, da man von ihm jedenfalls keine wirksamen Reformen zu erwarten habe.
Dass Macron von vielen europäischen Finanzvertretern priorisiert wird, dürfte angesichts der europafeindlichen Konkurrentin Marine Le Pen meiner Meinung nach deutlich auf der Hand liegen. Aber bei Brexit und Trump lagen sie mit ihren Prognosen bekanntlich daneben. Die Politik ist nun mal kein Wunschkonzert.
Deutschland
Für Deutschland gehen die Analysten von einer „Fortsetzung des konsumgetriebenen Aufschwungs“ aus. Zu bedenken geben die sogenannten „zunehmenden Fehlentwicklungen“, wie beispielswiese das „Zurückdrängen der Schröder-Reformen“. Dennoch sehe man bis auf Weiteres den Aufschwung gesichert. Für 2017 prognostizierten die Experten ein Wirtschaftswachstum von 1,6 Prozent in Deutschland.
USA
Laut Krämer werde die US-Notenbank die Geldpolitik normalisieren. So entwickle sich die US-Wirtschaft „ungefähr so, wie von der Fed erwartet“. Die Bank-Analysten gehen von zwei weiteren Zinserhöhungen für 2017 aus, welche zum einen im Juni und zum anderen im Dezember stattfinden sollen.
Sorgen bereiten vor allem die protektionistische Agenda des neuen US-Präsidenten und die damit einhergehenden Unsicherheiten. Die Commerzbank-Experten gehen davon aus, dass Trump vor allem mit schwächeren Handelspartnern wie Mexiko aneinandergeraten wird. Krämer fügte an: „Mit den großen Handelsmächten wie China und der EU wird sich Donald Trump aber nicht anlegen“.
Öl
Die Bank-Volkswirte bescheinigen den kürzlich von der OPEC und mehreren Nicht-OPEC-Ländern vereinbarten Produktionskürzungen eine unterstützende Auswirkung auf den Ölpreis. Aber eine wirkliche Entspannung wird es laut Commerzbank nicht geben. Man erwartet, dass der Preis je Barrel Brent unter der Marke von 50 Dollar verharren wird.
EinBeitrag von Norman Stepuhn.
Herzliche Grüße
Ihr Robert Sasse