Liebe Leser,
der Kollege Jörg Lang von „Börse-Online“ hat dieser Tage einen ausführlichen Artikel über einen derzeit schwelenden Streit bei der 3U Holding berichtet. An dieser Stelle möchte ich nur auf die aus Anlegersicht wichtigsten Punkte dieser spannenden Geschichte eingehen.
Vermeintliches Schnäppchen
Protagonisten des Konflikts sind der Vorstandsvorsitzende Michael Schmidt und ein Privatanleger namens Matthias Zettler. Der Anleger ist seit 2010 in der Aktie der Beteiligungsgesellschaft investiert und hatte das Papier ursprünglich wegen seines niedrigen Kurs-Buchwert-Verhältnisses gekauft. Doch das vermeintliche Schnäppchen entpuppte sich rasch als vergiftetes Geschenk. Der Kurs fiel noch tiefer. Das war Grund genug für den gelernten Betriebswirt und Anleger Zettler, den Problemen genauer auf den Grund zu gehen.
Seitdem hat er jeden Geschäftsbericht auf Herz und Nieren überprüft. Er fand auch bald Erklärungen für das Missverhältnis zwischen Kurs und Fundamentalbewertung. Scheinbar lagen die Ausgaben viel zu hoch. Mit einer ausgearbeiteten Mängelliste wandte sich Zettler dann erstmals auf der Hauptversammlung 2012 direkt an den Vorstand – vergeblich. Michael Schmidt ist nämlich nicht nur Vorstandsboss der 3U, sondern auch mit mehr als 25 % der Anteile der größte Einzelaktionär. Entsprechend groß ist seine Macht.
Verbesserungen erreicht
Doch Zettler ließ sich von dem Rückschlag nicht entmutigen. Er suchte unter den anderen Aktionären nach Mitstreitern und wurde fündig. Dadurch wurden dann insgesamt 15 % der Stimmrechte gebündelt. Und plötzlich war Zettler doch ein ernstzunehmender Faktor im Machtgefüge der Anteilseigner. Man gestand der Gruppe schließlich 2015 einen Posten im Aufsichtsrat zu.
Die Bemühungen schlugen sich alsbald in der operativen Entwicklung des Unternehmens nieder. Die Kosten sanken und seit Ende 2015 wirtschaftet die Holding im Plus. Sogar eine minimale Dividende wurde inzwischen ausbezahlt. Also ist jetzt alles Friede, Freude, Eierkuchen bei der 3U Holding? Von wegen.
Hat die Aktie noch mehr Potenzial?
Zettler und seine Gruppe sehen nach wie vor Verbesserungsbedarf bei der Kursentwicklung der Aktie. Bestimmte Zukäufe seien noch gar nicht eingepreist. Mit anderen Worten: Hier mangelt es möglicherweise an der richtigen Kommunikation seitens des Vorstands, um dieses Wachstumspotenzial dem Markt nahezubringen. Zettler mutmaßt, dass der wahre Wert der 3U-Aktie derzeit bei 1,21 Euro liege. Anderen Berechnungen zufolge könnten sogar 1,90 Euro drin sein. De facto notiert das Wertpapier aber bei rund 83 Cent.
Zettler will noch mehr Einfluss auf das Wirken der Firma nehmen, um diese ehrgeizigen Ziele zu erreichen. Unter anderem soll ein zweiter Aufsichtsratsposten her. Dies dürfte angesichts eines Anteils von 15 % an den stimmberechtigten Aktien jedoch schwer zu realisieren sein. Zettler braucht also noch mehr Mitstreiter.
Ich bin gespannt, was auf der diesjährigen Hauptversammlung passieren wird. Die ist für den 18. Mai terminiert und findet in Marburg statt. Wer ein paar Anteilsscheine besitzt, sollte sich das Event nicht entgehen lassen. Es könnte interessant werden.
EinBeitrag von Mark de Groot.
Herzliche Grüße
Ihr Robert Sasse