Liebe Leser,
die Zahl der Modegeschäfte – insbesondere der Internet-Shops – wächst beharrlich an. Gleichzeitig geben die Kunden aber immer weniger Geld für Kleidung aus. Das führt zu Rabattschlachten unter den Anbietern, welche die Einnahmen zusätzlich schrumpfen lassen. Trotz dieser besorgniserregenden Entwicklung will Adler Modemärkte noch nicht die Flinte ins Korn werfen, so der Vorstandsboss Lothar Schäfer in einem Interview mit der „Internet World Business“.
Ein Funkchip als Herzstück
Auch Adler hat unter dem branchenspezifischen Abwärtstrend zu leiden. 2016 brach der Umsatz um mehr als 20 Mio. Euro ein. In diesem Jahr sollen die Einnahmen bestenfalls stagnieren. Dennoch erwartet man sich unterm Strich mehr Ertrag. Wie soll das funktionieren? Hierbei kommt der Digitalisierung eine entscheidende Rolle zu. Das Schlagwort hört man zwar zurzeit in allen Industriebereichen. Doch bei Adler Modemärkte ist die konkrete Umsetzung schon sehr weit fortgeschritten.
Ein einfacher Chip hat zum Beispiel für enorme Einsparungen und mehr Profitabilität auf allen Ebenen geführt. Dieser Chip ist an den Etiketten jedes der rund 27 Mio. Kleidungsstück befestigt, die das Unternehmen fertigt. Immer, wenn eines der Textilien im Lager oder in einer Filiale eine Scannerstation passiert, zeichnet das Gerät die Bewegung des Chips auf. Die Daten werden sofort an das Warenwirtschaftssystem gesandt.
So lässt sich sehr viel bedarfsorientierter Ware nachordern. Früher hat man zu Beginn einer jeden Saison die Geschäfte randvoll mit neuer Kleidung gefüllt. Nun wird nur noch bestellt, was bei den Kunden wirklich nachgefragt ist. Daraus ergeben sich natürlich erhebliche Kostenersparnisse. Zudem werden die Besteller schneller unter die Kundschaft gebracht, sodass sich die Erlöse um bis zu 2,5 % erhöhen könnten.
Weitere Verbesserungen
„Wegen Inventur geschlossen“ – dieser berühmte Satz aus der Kaufhaus-Welt soll bei Adler ebenfalls bald der Vergangenheit angehören. In Zukunft sollen Roboter nachts durch die verlassenen Filialen rollen und eine Bestandsaufnahme durchführen, die gleich in die Buchhaltung übernommen werden könnte. Noch müssen die Bilanzprüfer diesem Vorschlag zustimmen. Sollte das Okay erfolgen, wären weitere Millionen an Einsparungen drin.
Aber die Roboter können zum Beispiel auch melden, wann von einem bestimmten Artikel zu viel Stücke vorhanden sind. Dadurch ließe sich binnen Minuten automatisiert ein Schnäppchenangebot formulieren, das auf den Werbeflächen innerhalb der Filiale beworben wird.
Eine weitere Idee wird gerade in mehreren Adler-Läden getestet. Ein interaktiver Spiegel in der Umkleidekabine zeigt den Kunden gleich weitere Farbvarianten und Größen des anprobierten Kleidungsstücks an, die im Geschäft verfügbar sind. Auch dieser Service wird bisher sehr vielversprechend angenommen und ließe sich problemlos mit weiteren Funktionen anreichern.
Wie man sieht: Es tut sich etwas bei Adler Modemärkte. Wichtig für Anleger ist aus meiner Sicht vor allem, dass dem Konzern die Verzahnung zwischen realer und digitaler Einkaufswelt zunehmend gelingt. Das eigene Internetgeschäft hat bereits beträchtlich zugelegt. Im Prinzip will man das Beste aus beiden Bereichen miteinander vereinen, um langfristig nicht zum Opfer des Online-Handels zu werden.
Herzliche Grüße
Ihr Robert Sasse