Momentan bekomme ich ab und zu die ersten Anrufe und emails von„befreundeten“ Vermögensverwaltern und Bankern, welche mir nun mitBlick auf die aktuelle Verfassung der Aktienmärkte mitteilen, dass ichmit meiner „Schwarzmalerei“ ja nun ziemlich falsch liegen würde.
Auchviele Anleger sind nun wieder guten Mutes und voller Hoffnung, weilnatürlich, wie wir alle wissen, die gute alte Hoffnung zuletzt stirbt.
Aus meiner Sicht ist die aktuelle Aktienmarktentwicklung KEIN Indikator dafür, dass wir nun das Schlimmste überstanden haben.
Die 3 grundsätzlichen Eckpunkte sind für mich:
1. Die Hauptphase der Finanzkrise kommt erst noch.
2. Sie entsteht in dem Moment, wo das Feuer auf die Staaten übergreift (die ersten Brandherde sind schon zu sehen).
3. Von dort wird schließlich das brennendeStreichholz an diejenigen weitergereicht, die noch effektiv(Papier)Geld auf dem Konto haben – die Bürgerinnen und Bürger, dievernünftig gewirtschaftet und gespart haben.
Denn eines dürfte ja selbst den optimistischsten Menschen klar sein:Die Schulden des Staates sind Schulden seiner Bürger. Sie müssen dieZeche bezahlen, teilweise über Generationen. Und auch wieder vor allemdiejenigen, bei denen noch etwas zu holen ist.
Die Krise des internationalen Bankensystems hat längst das Niveaueines Alptraums erreicht. Denn es geht nicht mehr nur um ein paarkleine Verluste in den Bankbilanzen, es geht um ungedeckte Schecks inBillionen-Höhe.
Ungedeckter Scheck Nr.1
Das gesamte Eigenkapital der Banken brennt lichterloh ab!
Der amerikanische Wirtschaftsprofessor Nouriel Roubini ist bekanntals ein Mann der Zahlen, Tatsachen und volkswirtschaftlichen Forschung.Er ist kein Schön- oder Dummschwätzer aus meiner Wahrnehmung wiesoviele, welche sich von Interessenskonflikten leiten lassen müssen.
Er hat jüngst darauf hingewiesen, dass die Verluste deramerikanischen Banken sich auf 3,6 Billionen US-Dollar summierenwerden, während beispielsweise das gesamte Eigenkapital im 3. Quartal2008 nur 1,4 Billionen US-Dollar betrug.
Die amerikanischen Bankennähern sich im Verlauf des Jahres 2009 also einem Verlust von rund 250%des Eigenkapitals! Eine Bank ohne Eigenkapital ist pleite und kannhöchstens noch Schließfächer und Girokonten anbieten. DieKreditabteilung steht mit leeren Händen da. Und nicht nur das – darankleben auch noch unbezahlbar hohe Schulden.
Selbst wenn die maximale Verlusthöhe nicht erreicht werden sollteoder die Abschreibungen auf derivative Bankanleihen nicht eingerechnetwerden, ist der gesamte amerikanische Bankensektor bereits vor die Wandgefahren worden.
Roubini berechnet daher einen weit höheren Zuschussbedarf, alsbislang einkalkuliert ist. Allein der Finanzsektor braucht bis zu 1,4Billionen US-Dollar zusätzlich, wobei damit noch nicht sonderlich vielerreicht wäre.
Wie der brillante und renommierte amerikanischeVermögensverwalter John Mauldin erst kürzlich sagte, bedeutet dies:Selbst wenn all dieses Staatsgeld noch ins Bankensystem hineingepumptwird, kann die Netto-Kapitalausstattung der US-Finanzinstitutionen bisauf 30 Milliarden US-Dollar fallen – von circa 1.400 MilliardenUS-Dollar vor der Kreditkrise.
Ich bin mir bewusst, das ist eine Amerikanische Rechnung, aber inZeiten der Globalisierung, der Probleme von Deutschen Landesbankendürfte wohl jedem nun klar sein, dass die Internationale (Banken)Weltin dieses amerikanischen Problem investiert hat. Das Land derunbegrenzten (Kreditschöpfungs)Möglichkeiten.
Ungedeckter Scheck Nr. 2:
Hinter dem Schleier der Rettungsmaßnahmen liegt ein möglicher Systembankrott!
Ich habe dies bereits einmal beschrieben in meinem Beitrag „Vom Domino zum Bumerang!“.Dass europäische Staaten insolvent werden können, wird Ihnen gegenübernatürlich keine europäische Regierung auch nur leise andeuten.
DieFinanzminister beschwichtigen die Öffentlichkeit und vernebeln dieRealität. Genauso haben die Manager der HypoRealEstate dieÖffentlichkeit ständig beschwichtigt. Ich wünsche Ihnen zumindest, dassIhr Bank- oder Vermögensberater nicht auch so ein Beschwichtiger ist!
Seit Anfang des Jahres werden die Anleihen einiger europäischerLänder immer kritischer gesehen. Die Risikobewertungen schnellen in dieHöhe, und damit auch die Zinsen, die als Risikoausgleich an Investorenzu zahlen sind. Beispielsweise muss Griechenland am Kapitalmarktbereits mehr als doppelt so hohe Zinsen zahlen wie Deutschland.
Konsequenz: Das Land wird jetzt von zwei Seiten inden Schwitzkasten genommen. Einerseits von schnell sinkenden Einnahmenwegen der Rezession, andererseits von schnell steigenden Ausgabenaufgrund der Finanzkrise.
Stellt Griechenland den Schuldendienst ein, wird dies eineSchockwelle im internationalen Anlagenmarkt auslösen. Die Kurse derAnleihen werden dann das tun, was die Aktienmärkte schon vorgemachthaben: Sie werden im freien Fall sein.
Ein „Systembankrott“ ist kein Gespenst, das Pessimisten erfunden haben, um brave Bürger zu erschrecken!
Es ist ein absolut reales Szenario! Dann fällt eine Nation fast blitzartig um mehrere Wohlstandsstufen zurück.
Und was sind die Konsequenzen?
+ Die Sozialsysteme kollabieren …
+ Die Kriminalität explodiert …
+ Aufstände wüten in den Straßen …
+ Hungerelend breitet sich bis in bürgerliche Kreise aus …
+ Die politische Macht kann in die Hände von Extremisten geraten …
Warum kann dies geschehen, obwohl heute noch alles so beherrschbar erscheint?
Das großzügige Verteilen staatlicher Rettungsringe hat Konsequenzenfür die Staatsfinanzen. Bislang haben allerdings viele - vor allemPolitiker - nicht so recht darüber nachgedacht aus meiner Sicht.
Erst in jüngster Zeit kratzen sich auch einige Regierungsmitgliederam Kopf, nämlich diejenigen, die Milliarden nicht nur ausgeben, sondernauch damit rechnen können. Ökonomen fürchten, dass die Schuldenblasedadurch noch mal den doppelten Umfang ihrer bisherigen Größe annimmt –und möglicherweise platzen kann. Und wer muss am Ende der Rettungsringfür den überschuldeten Staat sein? Sie ahnen es: Wir, die Bürger dieserStaaten.
Rechnen und beten, statt hoffen und raten
Natürlich bin ich auch kein Hellseher, will das auch gar nichtbehaupten oder sein. Ich möchte auch nochmals betonen – vor allem füralle neuen Leser meiner Publikationen – dass ich ein grundlegend sehroptimistischer und positiver Mensch bin. Allerdings schon sehrrational. Hoffen ist für mich daher ähnlich wie raten. Mein Tipp an Sieist aus diesem Grunde vor allem: rechnen statt raten!
Sie sollten in jedem Fall selbst ermessen, wie weit Sie mit Ihrerpersönlichen Vermögensstruktur betroffen sind von derartigenEntwicklungen, wo die Schwachstellen in Ihrem Vermögen liegen und mitwelchen Verlusten Sie schlimmstenfalls rechnen müssen.
Auch wenn Sieglauben, die Krise ist vorbei. Unterziehen Sie sich und Ihr Vermögentrotzdem einem Stresstest, das ist aktives Risikomanagement und wurdevon so vielen sträflichst vernachlässigt. Machen Sie diese Fehler nichtauch!