Liebe Leser,
der Beteiligungsgesellschaft Aurelius ist in der Nacht von Montag auf Dienstag ein echter Coup gelungen. Zu diesem Zeitpunkt sendete das Unternehmen gleich zwei Ad-hoc-Meldungen los, die es in sich hatten. Es würde mich schwer wundern, wenn sich die Aktivitäten nicht auf den Kurs auswirken würden – und zwar im positiven Sinne. Der Handelsauftakt am Dienstag scheint dies zu bestätigen. Während der ersten Stunde stieg der Kurswert um rund 10 %.
Was ist genau passiert?
Zu viel, um alles ausführlich in einem Artikel zu beschreiben. Deswegen an dieser Stelle nur die wichtigsten Fakten. Erstens: Aurelius hat meine gestrigen Befürchtungen quasi umgehend widerlegt. Überspitzt formuliert hatte ich gejammert, dass das Unternehmen seine 52 Mio. Euro aus dem im Oktober gestarteten Aktienrückkaufprogramm bis auf rund eine Million Euro bereits vor der Short-Attacke ausgegeben hatte. Dieses Geld wäre hervorragend zupassgekommen, um Stützungskäufe am Markt zu tätigen. Ich halte es zudem für sehr wahrscheinlich, dass der Shortseller Gotham dieses Signal seinerzeit bewusst abgepasst hat, um zuzuschlagen.
Doch jetzt schlägt der Aurelius-Vorstand zurück. Mit Genehmigung des Aufsichtsrats darf das Unternehmen nun zwischen 27. April und 20. Juni 2017 im Maximalfall weitere 50 Mio. Euro in den Rückkauf eigener Aktien investieren. Dadurch sollen bis zu 693.000 Aktien insgesamt oder 21.000 Stück täglich zurückgekauft werden. Ich muss Ihnen nicht erklären, was das bedeutet, wenn am Markt ein Käufer agiert, der jeden Tag zum gegebenen Preis Wertpapiere aufkauft, oder? Eben.
Zum 11-fachen Wert
Zweitens hat Aurelius einen Deal mit der japanischen Nidec-Gruppe ausgehandelt, der den Verkauf der Aurelius-Beteiligung an SECOP beinhaltet. Bei dem Hersteller für Kompressoren von Gefrier- und Kühlgeräten handelt es sich exakt um die Tochtergesellschaft, deren Wert der Leerverkäufer Gotham in seiner ominösen „Studie“ mit quasi Null bezifferte. Nun geht die Beteiligung für vermutlich 185 Mio. Euro über den Tisch, wenn die Wettbewerbshüter dem Geschäft zustimmen. Das ist eine Steigerung des Investments, das Aurelius 2010 getätigt hat, um den Faktor 11. Oder ein Reingewinn bzw. „positiver Ergebniseffekt“ von 100 Mio. Euro. Lassen Sie sich das mal auf der Zunge zergehen.
Der dritte Köder
Und als nächsten Köder für die Aktionäre erhöhte Aurelius auch noch die Dividende, die unter anderem mit den Gewinnen aus der Veräußerung bezahlt werden kann (außerdem kündigt man bereits weitere Verkäufe an). Statt 2 Euro wird der Vorstand den Aktionären nun auf der Hauptversammlung 4 Euro je Aktie als Gewinnausschüttung vorschlagen. Dabei werden 1 Euro als sogenannte Basisdividende gezahlt und weitere 3 Euro als Teilhabedividende an den Veräußerungen. Auch hier ist absehbar, dass dieses Argument nochmals viele Investoren aufmerksam machen wird, um möglicherweise diese 4 Euro einzustreichen.
Alles in allem scheint dies ein guter Tag für Aurelius zu sein. Wollen mir nun im Sinne der Privatanleger hoffen, dass die Geschehnisse nicht wieder die Shortseller auf den Plan rufen.
EinBeitrag von Mark de Groot.
Herzliche Grüße
Ihr Robert Sasse