Und alles nur, weil Banken, Hedgefonds,Zweckgesellschaften, Investmentfonds und Immobilienfinanzierer ihrGeschäft fast ohne Eigenkapital machen durften. Wer kein Eigenkapitalhat, haftet nicht, und wer nicht haftet, der zockt.
Er sucht dasRisiko, wo er es nur findet, weil er die Gewinne privatisieren und dieVerluste sozialisieren kann. Jetzt brennt der Dschungel, und man weißkaum, wie man ihn löschen soll.Auch Chicago-Ökonomen müssen begreifen, dass Märkte nur mit einemstarken Ordnungsrahmen funktionieren können.
Das gilt insbesondere fürFinanzmärkte, wo die Verluste das Eigenkapital um ein Vielfachesübersteigen können. Eine straffe Regulierung der Banken ist dieBarriere gegen den Opportunismus. Nur sie schafft auf den Märkten dasVertrauen, das der Kapitalismus braucht, wenn er fortfahren soll, denWohlstand der Massen zu mehren. Eucken muss nach Amerika.
Aber bevor Eucken in Amerika landet, muss Keynes die Banken und dieWirtschaft retten. Dazu braucht der Staat das Recht zur Beteiligung anangeschlagenen Banken. Man kann nicht zulassen, dass sich die Bankengesundschrumpfen, anstatt das staatliche Geld zu nehmen - denn dannschrumpft sich die Wirtschaft zu Tode.
Deshalb mein Vorschlag: Wer amMarkt nicht genug Eigenkapital findet, um das Bilanzvolumen im Schnittder letzten drei Jahre mit mindestens vier Prozent Eigenkapital und dierisikogewichteten Aktiva mit mindestens acht Prozent Kernkapital zuunterlegen, muss akzeptieren, dass der Staat das Eigenkapital auffülltund Teilhaber wird. Ich nenne das die Stopfgans-Strategie.
Langfristige und kurzfristige Ziele fallen hier zusammen, denn nur mitneuem Eigenkapital werden die Banken einander wieder vertrauen. Da dasEigenkapital nach Lage der Dinge wohl nur vom Staat kommen kann, gibtes keine Alternative zur Teilverstaatlichung. Die Teilverstaatlichungist keine Enteignung, sondern eine erzwungene Kapitalerhöhung.
Nichtsspricht dagegen, dass die Altaktionäre im Boot bleiben. Aber die Bankmuss dem Staat zu herrschenden Kursen so viele neue Aktien verkaufen,bis die genannten Prozentsätze erreicht sind. Die Altaktionäre dürfennicht das Recht haben, dies abzublocken, wenn ihnen die Bedingungennicht passen. Was ihre Beteiligung noch wert ist, zeigt die Börse,nicht die Bilanz. Und bevor der Staat freilich den Zuschlag erhält,sollten die neuen Aktien noch einmal zum geplanten Übernahmepreis demMarkt angeboten werden. Dann weiß man, dass niemand ungerecht behandeltwird.
Natürlich dürfen Banken keine Behörden werden. Der Staat hat zwar Geld,ist aber ein schlechter Banker. Die private Rechtsform muss schondeshalb erhalten bleiben, weil der Staat seine Anteile nach der Krisewieder verkaufen soll, gerne auch mit Gewinn.
Die Bad Bank hingegen ist eine Bad Idea. Sie macht nur Sinn, wenn derStaat mehr Geld zahlt, als der Markt es täte. Dann aber verschenkt erSteuergeld. Wenn die Steuerzahler nicht übervorteilt werden sollen,muss der Bad Bank die Verstaatlichung vorausgehen. Das war derschwedische Trick. Und er hat funktioniert. Auch der Plan vonUS-Präsident Obama läuft auf Geldgeschenke an die Aktionäre hinaus. Die1000 Milliarden Dollar, die als Schrottprämien für toxische Papieregezahlt werden sollen, entsprechen etwa dem Eigenkapital des gesamtenUS-Bankensystems. Die Hedgefonds werden einen guten Batzen davonabbekommen. Kein Wunder, dass es jetzt ein Kursfeuerwerk gibt. WallStreet hat sich wieder einmal durchgesetzt.
Wenn die Banken gerettet sind, kann Eucken zum Zuge kommen. Diewichtigste Ordnungsregel ist, wesentlich höhere Eigenkapitalquoten zuverlangen. Das ist die Schlüsselstrategie für die Gesundung desBankwesens, denn sie stärkt die Haftung der Aktionäre. Ein hoherEigenkapitalbestand puffert Stöße besser ab und schafft mehr Sorgfaltbeim Umgang mit dem Risiko. Dann werden sich auch dieEntlohnungssysteme für die Manager ändern. Auch Basel II muss in diesemZusammenhang überholt werden. Heute werden die Aktiva der Bankenrechnerisch auf einen Bruchteil der Bilanzsumme zusammengedampft.
DieKernkapitalquote gaukelt eine Eigenkapitalquote vor, die bisweilenfünfmal so groß erscheint, wie sie tatsächlich ist. Dieseinstitutionelle Schummelei muss aufhören. Basel III braucht eine faireBewertung für die risikogewichteten Aktiva, die diese im Mittel überdie Banken so groß wie die Bilanzsumme machen. Erst dann haben wirwieder ein solides Bankensystem. Und keine Angst, dass es an Kapitalfehlen würde, wenn mehr Eigenkapital vorgehalten werden muss! DieErsparnis der Volkswirtschaft reicht immer, die Investitionen zufinanzieren, gleichgültig, ob sie auf dem Wege von Eigen- oderFremdkapital zu den Firmen transportiert wird.
Alle Ordnungsregeln für das neue Bankensystem müssen freilichinternational harmonisiert werden, sonst unterbieten sich die Länderbei ihrer Regulierung. Ohne Harmonisierung droht einLaschheitswettbewerb um die Standortentscheidungen der Banken - dannwären wir wieder da, wo wir waren.
In Europa muss die Europäische Zentralbank die Bankenaufsichtübernehmen, die Bafin der Bundesbank untergeordnet werden. Dienotwendige weltweite Dachorganisation kann vom InternationalenWährungsfonds oder der UN gebildet werden. Damit müssten sich beimWeltfinanzgipfel eigentlich auch die Angelsachsen anfreunden können -schließlich befinden sich beide Organisationen in Amerika.