Liebe Leser,
am 21. April sorgte 2G Energy mit einer Ad-hoc-Vorabmeldung noch für etwas Unmut unter Anlegern. Bei der EBIT-Marge für 2016 werde man die noch im November kommunizierten Erwartungen nicht erreichen können, hieß es. Die Aktie gab daraufhin in dieser Woche um rund 3,50 Euro nach und notierte am Freitagmorgen bei nur noch 20,30 Euro. Nun äußerte sich das Unternehmen im vorläufigen Geschäftsbericht eingehender zu den Hintergründen. Es läuft auf eine teilweise Anpassung der strategischen Ausrichtung hinaus.
Die Zahlen
Die wichtigsten Kennziffern für 2016 im Überblick:
- Umsatz = 174,3 Mio. Euro (+14 %)
- EBIT = 5,6 Mio. Euro (+18 %)
- EBIT- Marge = 3,2 % (zuvor 3,1 %)
2G Energy hatte eine Marge zwischen 3,0 und 5,0 % prognostiziert, aber eben im November noch angekündigt das obere Ende dieses Spektrums zu erreichen. Dies ist nun gründlich misslungen. Andererseits bewegt sich das Ergebnis immer noch innerhalb der vorgegebenen Bandbreite. Zudem konnte man beim Umsatz die maximale Erwartung von 170 Mio. Euro deutlich überbieten.
Zu den Gründen
Was genau ist nicht nach Plan gelaufen? Eine britische Tochtergesellschaft von 2G musste rund 20 Aufträge in das aktuelle Geschäftsjahr verschieben. Dabei handelte es sich um ein Auftragsvolumen von 7,6 Mio. Euro. Daraus resultierte wiederum ein negativer Ergebnisbeitrag in Höhe von 600.000 Euro, der bei der Muttergesellschaft zu Buche stand. Die positive Nachricht: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Die Aufträge müssten folgerichtig in der nächsten Bilanz auftauchen.
Die eigentlich negative Entwicklung betrifft die sogenannten GU-Projekte, in denen 2G als Generalunternehmer auftrat. Dazu heißt es von Unternehmensseite: „Über die ursprünglichen Kalkulationen hinaus zu berücksichtigende Projektkosten und Subunternehmerleistungen von rund 2,6 Mio. Euro haben das Jahresergebnis 2016 […] belastet.“ Mit anderen Worten: Da hat man sich wohl etwas verkalkuliert bzw. wurde von schwer absehbaren Kostenrisiken überrascht, wenn ich das richtig verstehe.
Konsequenz: 2G Energy wird zwar noch alle bestehende GU-Projekte in vollem Umfang abwickeln. Doch in Zukunft will man die Finger von solchen Geschäften lassen. Stattdessen konzentriert sich der Spezialist für gasbetriebene Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen „beginnend mit dem laufenden Geschäftsjahr vorrangig auf Margensteigerungen im bekannten Produkt- und Servicegeschäft im In- und Ausland“, so das Unternehmen.
Prognose für 2017
- Umsatz = 160 bis 180 Mio. Euro
- EBIT-Marge = 3 bis 5 %
Bei der Marge bleibt man also weiterhin vorsichtig. Nach den Erfahrungen aus 2016 ist dies sicherlich nachzuvollziehen. Aber tendenziell geht man von einem moderaten Wachstum aus, wie die erwarteten Umsatzahlen andeuten. Diese Hoffnung findet Nahrung in den Zahlen des Auftragsbestands. Denn dieser notiert mit einem Volumen von 106 Mio. Euro für das erste Quartal 2017 bereits deutlich über dem Vorjahresniveau (86,9 Mio. Euro).
Die Aufträge kommen zur Hälfte aus Deutschland und zur anderen Hälfte aus dem Ausland (vorwiegend Großbritannien, USA und Frankreich). Interessanter Fakt: In Deutschland werden derzeit fast nur Biogas-Anlagen geordert (etwa 80 % des Auftragsbestands).
Herzliche Grüße
Ihr Robert Sasse