Liebe Leser,
wer sich in der Biotech-Branche noch in der Entwicklungs- und Forschungsphase befindet, muss wirtschaftlich gesehen auf zwei Dinge achten: Kosten im Zaum halten und Liquidität sichern. Beides scheint der Formycon zu gelingen, wie der am 3. Mai vorgelegte Geschäftsbericht für 2016 zeigt.
Gesunde Finanzlage
Der Umsatz legte um 15 % auf 19,5 Mio. Euro zu. Das EBITDA fiel allerdings mit -3,37 Mio. Euro um fast zwei Millionen Euro schlechter aus als im Vorjahr. Beim Konzernfehlbetrag von -4,07 Mio. Euro betrug der Verlustzuwachs sogar rund 3,5 Mio. Euro. Als Begründung verwies das Unternehmen auf die höheren Entwicklungskosten. Einige Projekte befinden sich inzwischen in der entscheidenden Phase und verursachen entsprechend mehr Ausgaben.
Dem gegenüber stehen derzeit liquide Mittel in Höhe von 19,2 Mio. Euro, wenn man auch kurzfristige Forderungen miteinkalkuliert. Zudem hat das Unternehmen keinerlei Finanzschulden. Mit anderen Worten: Mittelfristig dürfte das operative Geschäft ausreichend finanziert sein.
Zudem erwartet man bereits in Kürze entscheidende Fortschritte, wie Finanzvorstand Nicolas Combé darlegte: „Wir rechnen bis zum Jahresende mit der Erreichung weiterer bedeutender Meilensteine in unseren Entwicklungsprojekten. Diese sollten unter anderem die klinische Prüfung unseres Biosimilarkandidaten FYB201 betreffen. Wir erwarten zudem Neuigkeiten bei FYB202, dessen Kommerzialisierungsrechte noch vollständig im Besitz von Formycon sind. Aufgrund seiner soliden finanziellen Lage und der laufenden Einnahmen befindet sich Formycon in einer sehr gesunden Verfassung. Für das Geschäftsjahr 2017 rechnen wir mit einem Jahresumsatz im Bereich von 25 Millionen Euro.“
Was an Biosimilars so reizvoll ist
Formycon hat sich auf die Entwicklung von sogenannten Biosimilars spezialisiert. Was ist das? Die Patente von Biopharmazeutika sind wie bei anderen Medikamenten zeitlich begrenzt. Läuft das Patent aus, dürfen andere Hersteller Produkte mit gleicher Wirkweise auf den Markt bringen und dem vormaligen Platzhirsch die Marktanteile abjagen. Bei normalen Arzneien nennen sich diese Nachfolgeprodukte Generika, bei Biotech-Mitteln eben Biosimilars.
Da Biotech-Medikamente aber noch ein vergleichbar junges Produkt sind, laufen erst aktuell die Patente der 1. Generation aus. Bis 2020 dürfte der Gesamtumsatz der Mittel, die ihren gesetzlichen Schutz verlieren, bei etwa 100 Mrd. Euro liegen. Im Gegenzug dürften die Umsatzerlöse bei Biosimilars explodieren. Momentan betragen sie gerade einmal 3 Mrd. Euro. 2025 könnte sich diese Zahl laut Formycon verzehnfacht haben.
Herzliche Grüße
Ihr Robert Sasse