Lieber Leser,
wie sagt ein altes Sprichwort? „Politische Börsen haben kurze Beine!“
Üblicherweise wird diese Börsenweisheit dann verwendet, wenn uns die Politik gerade wieder einmal mit einer negativ interpretierten Entscheidung konfrontiert hat. Dann bewahrheitet sich die Börsenregel meist dadurch, dass der Kursdruck nur kurze Zeit anhält.
Was wir indes gerne verdrängen: Die Polit-Börsenregel funktioniert auch umgekehrt! Genau das haben wir in den vergangenen 14 Tagen erleben dürfen: Der DAX startete am Montag nach dem 1. Wahlgang in Frankreich von 12.048 aus durch und erreichte zum heutigen Wochenauftakt, also nach dem 2. Wahlgang, in der Spitze 12.762 Zähler. Das entspricht einem ziemlich stürmischen und rein politisch begründeten Zuwachs von 714 Punkten oder +5,93%.
Die Banken profitierten von den Wahlausgängen um das französische Präsidentschaftsamt besonders kräftig: Schließlich wäre der Euro und vielleicht sogar Europa selbst im Falle einer Wahl der rechtsextremen Marine Le Pen in großer Gefahr gewesen – mit entsprechenden Konsequenzen für die kreditgebenden Banken Europas.
Mit der Wahl des gemäßigten Emmanuel Macron ist diese Gefahr nun endgültig gebannt. Allerdings war der Anstieg der vergangenen 2 Wochen etwas zu viel des Guten – auch für eine Commerzbank: Hier sahen wir in den vergangenen 2 Wochen einen Anstieg von 8,32 Euro auf bis zu 9,75 Euro am Montag nach dem 2. Wahlgang: Eine Rallye von sage und schreibe +17,2%. Und das OHNE irgendwelche fundamental neuen Fakten, die einen derartigen Anstieg untermauern könnten!
Was wir hier gesehen haben, war pure politische Euphorie. Und die wird in aller Regel mit einer deutlichen Korrektur bestraft. Einen ersten Hinweis darauf liefert bereits das Kursbild gegen Mittag (13.00 Uhr): Im Kerzen-Chart (Candlestick-Chart) sehen wir, dass der heutige Tag ein sogenanntes „Bearish Engulfing Pattern“ hervorbringen dürfte: Bei diesem Kursmuster wird die Handelsspanne des Vortages in Gestalt einer weißen Kerze nach oben und unten von einer schwarzen Kerze überlappt.
Die dahinter stehende Aussage lautet: Zunächst wurde die Notierung in einer Euphorie-Welle noch über das Vortageshoch hinaus getrieben. Dann jedoch setzten kräftige Gewinnmitnahmen ein – die Bären übernahmen das Kommando und trieben den Kurs noch unter das Vortagestief.
Noch besteht eine kleine Chance, dass sich der Commerzbank-Kurs bis zum Handelsschluss am Abend wieder erholt. Deshalb sollten Sie die weitere Kursentwicklung nun genau im Blick behalten und dementsprechend handeln.
EinBeitrag von Andreas Sommer.
Herzliche Grüße
Ihr Robert Sasse