Die neue ARD-Truppe des Bayerischen Rundfunks „BR Social Listening und Verifikation“ soll das Geschehen in sozialen Netzwerken und im Internet verfolgen. Aufgabe: Gerüchte, Fake News und Propaganda enttarnen und berichtigen.
Via Die Kieker
Der 14. Mai 2017 dürfte späteren Generationen einmal als der Tag in der deutschen Mediengeschichte in Erinnerung bleiben, an dem öffentlich-rechtliche Redakteure damit begannen, Nachrichten mit Schiedsrichternoten öffentlich als „falsch“ und „wahr“ zu belegen.
Der „Bayerische Rundfunk“ (Intendant: Ulrich Wilhelm, Ex-Kommunikationschef Angela Merkels) hat bereits im Februar diskret damit begonnen, eine Redaktion mit dem Namen „BR Social Listening und Verifikation“ aufzubauen. Sie hat am Montag ihre Arbeit aufgenommen, wie der Sender am Sonntag (!) mitteilte. Der Medien-Fachdienst DWDL meldet:
„Die neue redaktionelle Einheit „BR Social Listening und Verifikation“ umfasst ein zweiköpfiges Team und soll ab dem 15. Mai das Geschehen in sozialen Netzwerken und im Internet verfolgen. Die Kernaufgabe sei nach Angaben des BR, Gerüchte, Fake News und Propaganda im Internet zu enttarnen und zu berichtigen. Dabei ist das Team mit allen Fachredaktionen des Senders verknüpft, kann also auf die Expertise der einzelnen Themenbereiche zurückgreifen. Auch mit dem „Faktenfinder“ soll zusammengearbeitet werden.“
Das ist das Neue: Es handelt sich also ausdrücklich NICHT um eine Rechercheeinheit, die intern den Redaktionen im Sender zuarbeiten soll, damit diese künftig korrekter, fairer, präzise rund ausgewogener berichten. Nein, diese zwei Redakteure sollen die – konkurrierenden – sozialen Netzwerke und das „Internet“ durchforsten („Social Listening“), sogenannte Fake News und Propaganda aufspüren und berichtigen („Verifikation“). Aus Journalisten, die gewichten und beschreiben, werden Nachrichtenoffiziere, die außerjournalistische Kommunikation der Bürger kontrollieren. Lesen wir weiter:
„Je nach Ausmaß und dem Sachverhalt sollen die Recherchen und Ergebnisse des neuen Teams auf den verschiedenen Plattformen des Bayerischen Rundfunks ausgespielt werden. Beispielsweise können falsche Gerüchte oder Fake-News im Internet auf dem Nachrichtenportal BR24 oder den Profilen in den sozialen Netzwerken widerlegt werden. Dem BR ist es dabei wichtig, auch die Entstehung von Gerüchten aufzuzeigen und Erklärbeiträge zu liefern, welche über die unterschiedlichen Mechanismen von Propaganda und Falschmeldungen in sozialen Netzwerken informieren.“
Der BR nimmt also künftig ganz offiziell die Rolle einer Institution ein, die öffentlich gegen Darstellungen vorgeht, die als „falsch“ oder „irreführend“ angesehen werden. Ob und was so zu klassifizieren ist, ist aber in einer offenen Gesellschaft nun einmal nicht einheitlich bestimmt oder bestimmbar. Nach Kuba und Saudi-Arabien, wo die Behörden das prima hinbekommen, gilt künftig auch in Bayern:
„Wenn sich Menschen nicht mehr verlässlich informieren können, gefährdet dies eine Demokratie“, meint BR-Chefredakteur Christian Nitsche. „Den Verbreitern gezielter Falschnachrichten müssen Qualitätsmedien mit ihrer Recherchekraft entgegentreten. Es kann nicht sein, dass wir Propagandisten das Internet überlassen. Der Preis wären irrationale Konflikte, die eine Gesellschaft aufwühlen und spalten können.“
Von oberster Stelle aus wird künftig also ein gebührenfinanzierter Sender „irrationale Konflikte“, das „Aufwühlen“ und vor allem die „Spaltung der Gesellschaft“ verhindern.
Das aber ist dann kein Journalismus mehr, das ist purer Staatsfunk – für Friedhofsruhe und Einheitsfront.